Neu in München: Gelbflügel-Raseneule. © gailhampshire/Wiki
Hält den Streckenrekord: ein Distelfalter. © May/Nabu/dpa
Überwintert im Süden: der Wanderfalter Admiral. © Stache/dpa
Häufig gesehen: der markante Schachbrettfalter. © Derer
Nicht wählerisch: Das Große Ochsenauge mag als Raupe und als Falter viele Futterpflanzen. © Rosa Albrecht/LBV
Schau mal, ein Schmetterling! Der Großvater zeigt seiner Enkelin einen Kleinen Fuchs. Ein Bild, das in diesem Sommer Seltenheitswert hat. Noch nie wurden so wenige Falter gezählt. © Pitopia/mauritius
München – Sommerzeit ist Schmetterlingszeit, doch in diesem Jahr flattern weniger Tagfalter als je zuvor durch die Gärten und über Wiesen. Das zeigte sich beim jährlichen Monitoring in und um München. „Bis auf wenige Ausnahmen sind fast alle Arten rückläufig“, meint Rosa Albrecht, Biologin bei der Münchner Kreisgruppe des LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz). Die Gründe dafür sind vielfältig: „Der Verlust an intakten, natürlichen Lebensräumen spielt dabei eine große Rolle. Aber auch die vielen Starkregenereignisse und das Hochwasser in diesem Sommer wirken sich ungünstig auf die Schmetterlinge aus.“
So wenige Falter wie noch nie gezählt
Der negative Trend hat die Experten daher nicht überrascht, aber das Ausmaß des Rückgangs war doch erschreckend: Noch nie wurden bei der jährlichen Zählung so wenige Schmetterlinge registriert wie in dieser Flugsaison. „Zwar treten einzelne Arten wie das Große Ochsenauge recht häufig auf. Aber das ist eher die Ausnahme“, erklärt Rosa Albrecht. Während viele Arten stark spezialisiert sind, die Raupen des Tagpfauenauges brauchen z. B. unbedingt Brennnesseln, sind Ochsenaugen nicht wählerisch: Der Nachwuchs frisst sich an Süßgräsern satt, die erwachsenen Falter naschen Nektar von verschiedenen Pflanzen wie Klee, bevorzugen jedoch violette Blüten.
Intakte natürliche Lebensräume, wie beispielsweise Sumpfwiesen-Perlmuttfalter, Große Schillerfalter oder Ameisenbläulinge sie benötigen, werden immer weniger. „Die Insekten brauchen ein ausreichendes Nahrungsangebot – sowohl als Raupe als auch als erwachsener Falter – und geeignete Plätze zur Eiablage.“ Ist dies nicht vorhanden, verschwinden die Schmetterlinge, denn auf Veränderungen reagieren sie sehr sensibel. Zu frühes oder zu häufiges Mähen von Wiesen und Blühwiesen sowie der Einsatz von Insektiziden und Kunstdüngern beschleunigen den Rückgang.
Neben dem Habitatverlust erschwert der viele Regen und Starkregen in diesem Jahr die Fortpflanzung der Insekten. „Ein heftiger Schauer oder Hagel kann Eier und Larven zerstören, Hochwasser spült sie weg“, meint Rosa Albrecht. Ist es dauerhaft feucht, verpilzt die zarte Brut und stirbt. Albrecht: „Weniger Tiere haben dadurch die Chance, sich zum erwachsenen Schmetterling zu entwickeln.“ Und denen machte dann in den letzten Wochen häufig starker Wind zu schaffen. Insgesamt ist die geringe Zahl der Schmetterlinge ein neuer Tiefpunkt für die Biodiversität, nicht nur in München.
Immerhin betrifft der Abwärtstrend nicht alle Arten. Neben dem Großen Ochsenauge sieht man auch den Schachbrettfalter aktuell recht häufig im Münchner Raum. Die Nachtfalter konnten im Vergleich zu 2023 ebenso etwas zulegen. Allerdings waren die Nachtschwärmer im letzten Jahr stark eingebrochen, da war der Sommer einfach zu trocken gewesen, so die Vermutung der Experten vom LBV. Beobachtet wird auch, dass wärmeliebende Arten häufiger werden. Dazu gehören eher unangenehme Zeitgenossen wie der Eichen-Prozessionsspinner genauso wie die Nachtfalter Bunte Ligustereule und die Gelbflügel-Raseneule. Alle drei Arten kommen wohl aus dem wärmeren Nordbayern. Auch der Karstweißling ist ein Zuwanderer. Früher kam er nur südlich der Alpen vor, ist aber seit gut zehn Jahren regelmäßig auch im Münchner Raum anzutreffen.
Das hilft Schmetterlingen
Wer Schmetterlingen helfen will, sollte heimische Blumen und Gewächse im Garten und auf dem Balkon anpflanzen. Rasen und Wiesen sollten seltener gemäht, wenn möglich Brachen stehen gelassen werden. Sogenannte Unkräuter sind oft das beste Futter für Raupen und Schmetterlinge – damit die Welt wieder bunter wird!