München will im Kampf gegen Aids auf die Überholspur wechseln: Deshalb unterzeichneten die Dritte Bürgermeisterin Verena Dietl und José M. Zuniga die Paris Declaration zur Beendigung der HIV-Epidemie im Beisein von Tobias Weismantl, Direktor Münchner Aids-Hilfe, Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek und Prof. Christoph Spinner. © Marcus Schlaf
München – Als in den 1980er-Jahren die ersten Aids-Infektionen entdeckt wurden, litten die Kranken häufig unter einer Stigmatisierung – und daran, dass die Diagnose einem Todesurteil gleichkam. Heute ist das anders: Die Krankheit ist beherrschbar – wenn sie denn behandelt wird. Das ist nicht immer der Fall, sogar in Deutschland nicht. Denn acht Prozent der Menschen hierzulande, die das HIV-Virus in sich tragen, wissen nichts davon, betont der Top-Virologe Prof. Christoph Spinner, der in München die 25. Welt-Aids-Konferenz mit leitet. Um die Aids-Pandemie weltweit zu besiegen, brauche es nicht nur gute medizinische Versorgung, die die Menschen auch erreicht, und gute Aufklärung, besonders auch der bereits mit HIV Infizierten und der Menschen, die besonders gefährdet sind, sich anzustecken. „Ein riesiges Problem ist es auch, dass die Kranken noch immer – auch in Deutschland – stigmatisiert werden“, sagt Spinner. Um hier entgegenzuwirken, ist die Stadt München der Initiative „Fast-Track Cities“ beigetreten. Diese Initiative, der 550 Städte weltweit angehören, will die Stigmatisierung Kranker beenden und damit auch die häufig mit einer Aids-Infektion in Verbindung stehenden Infektionskrankheiten Hepatitis B und C sowie Tuberkulose effektiver bekämpfen.
Neben vielen internationalen Beispielen sind in Deutschland bereits Berlin, Frankfurt und Bochum Fast-Track Cities. Die Initiative unterstützt die 95-95-95-Fast-Track-Ziele der UN im Kampf gegen AIDS: 95 Prozent der Menschen mit HIV wissen von ihrer Infektion, 95 Prozent der wissentlich Infizierten sind unter Therapie und 95 Prozent Letzterer haben eine Viruslast unter der Nachweisgrenze, sind also nicht mehr ansteckend.
Bürgermeisterin Verena Dietl und Dr. José M. Zuniga, President/CEO International Association of Providers of Aids Care (IAPAC) and Fast-Track Cities Institute unterzeichnete am Montag, 22. Juli, im Rathaus die Paris Declaration zur Beendigung der HIV-Epidemie.
Obwohl es Fortschritte gebe, liege bis zur Beendigung der Aids-Pandemie noch ein weiter Weg vor uns, sagte Bundeskanzler Scholz. Mehr Forschung, mehr Prävention, mehr Information und gründliche Testungen seien nötig. Als einer der größten Geber beteilige sich Deutschland in den Jahren 2023 bis 2025 mit 1,3 Milliarden Euro am Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids; Tuberkulose und Malaria. Weltweit erhalten derzeit etwa 30 Millionen HIV-Infizierte Medikamente zur Behandlung einer HIV-Infektion, die auch verhindert, dass sie das Virus weitergeben können. Etwa zehn Millionen Betroffene haben hingegen keinen Zugang zu einer wirksamen Behandlung.