Tobias Potye übersprang heuer bei den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften 2,29 Meter. Das ist seine persönliche Saisonbestleistung. © Ralf Görlitz
München – Seit neun Jahren kämpft Hochspringer Tobias Potye mit chronischen Knieschmerzen. Immer wieder musste er deshalb internationale Wettkämpfe absagen oder abbrechen. Am 6. Mai, rund 100 Tage vor Olympia, hat er sich im Move MVZ am Stiglmaierplatz in München einem mikroinvasiven Eingriff an der linken Patellasehne unterzogen. Im Interview erzählt der WM-Fünfte von 2023 und Vize-Europameister von 2022, was er sich für Olympia erhofft:
Beim internationalen Hochsprung-Meeting von Heilbronn am Sonntag haben Sie erst mit persönlicher Saisonbestleistung von 2,29 Metern ihre Form unterstrichen. Beim Versuch, 2,31 Meter zu überspringen, mussten Sie abbrechen. Was war los?
Bei meinem ersten Versuch über 2,31 Meter habe ich meinen Fuß beim Absprung wahrscheinlich etwas anders aufgesetzt und mich dabei an der Plantarfaszie verletzt. Drei Wochen vor Paris ist das nicht hilfreich. Aber das muss ich akzeptieren. Gesundheit und Beschwerdefreiheit sind das Wichtigste. Ich bin in intensiver Behandlung, habe ein tolles Team um mich und bin deshalb optimistisch für Paris.
Seit Langem kämpfen Sie mit einer chronischen Entzündung Ihrer linken Patellasehne. Warum haben Sie sich rund 100 Tage vor den Olympischen Spielen operieren lassen?
Etwa drei Monate vor Paris ist das natürlich eine ungewöhnliche Entscheidung. Aber ich kam mit konventionellen Behandlungen nicht mehr weiter. Seit Februar waren die Knieschmerzen wieder besonders stark, haben mich erneut ausgebremst und ich habe mich gefragt, ob ich noch mal eine Chance bekomme, mein Potenzial auszuschöpfen. Dem Ärzteteam rund um Dr. Frank Styra, der auch leitender Orthopäde am Olympiastützpunkt Bayern ist, vertraue ich seit vielen Jahren. Deshalb habe ich mich Anfang Mai operieren lassen. Mikrochirurgisch wurde falsch vernarbtes Gewebe entfernt.
Mit 2,29 Metern haben Sie gerade Ihre persönliche Saisonbestleistung erreicht. Mit welchen Emotionen blicken Sie Ihren ersten Olympischen Spielen und der Qualifikation am 7. August im Stade de France entgegen?
Die Olympischen Spiele sind für uns Sportler die größte Bühne, auf der wir uns messen können. Ich möchte in Paris in Bestform auftreten. Meine Form war durch meine Knieprobleme lange unklar – für den Kopf eine harte Nuss. Für mich war es auch schwierig, mich wieder zu trauen, mit voller Kraft zu springen. Jetzt bin ich zuversichtlich für Paris, trotz der aktuellen Fußverletzung.