Arbeitet rund um die Uhr für das Wohl ihrer Tiere: Aleksandra Hampamer, Leiterin des Tierheims Prijatelji. © privat
Unbändiger Lebenswille: Dieser Esel war das erste Tier, das Monika Nachtnebel gerettet hat. © Tierhilfe Albanien
Mit Katze: Monika Nachtnebel. © Tierhilfe Albanien
Im Tierheim: Streuner in Tirana. © Tierhilfe Albanien
Es gibt nur Schätzungen: Aber bis zu 20 Millionen Straßenhunde leben in EU-Ländern, die meisten davon in südlichen Ländern. Urlaubern wird geraten, Abstand zu halten. Wer helfen möchte, sollte Organisationen vor Ort unterstützen. © Adel/Mauritius
München – Für Monika Nachtnebel aus Germaringen, Mitinitiatorin der Tierhilfe Albanien, ist so eine Geschichte schon ein Klassiker. Albanien-Urlauber fanden im Frühjahr einen verletzten Hund, gaben den bei der Tierhilfe Tirana ab und wollten ihn dann beim nächsten Urlaub im Herbst auf jeden Fall abholen. Aktuell konnte er wegen fehlender Impfungen und Papiere ja nicht mit. Der Herbst war um, die Tierhilfe nahm Kontakt auf. Identität, Handynummer und Email waren falsch. Hündchen Coffee hat dank Monika dennoch einen Traumplatz in Kempten gefunden.
■ Fehlende Verantwortung
Sabine Turzer aus Odelzhausen von der Tierhilfe Montenegro erlebt Ähnliches. Eine Urlauberin entdeckte an einer Hütte im Wald eine abgemagerte, ganz kurz angekettete Hündin mit einem Welpen. Stellte Wasser und Futter hin und rief die Tierhilfe Montenegro an. Nannte den Ort, man möge sich doch bitte kümmern, sie reise nun weiter. „Ich bin in Bayern, ich muss eine Person finden, die da hinfährt! Ich bat die Frau doch wenigstens dort zu bleiben, bis jemand kommt. Was sie ablehnte. Es ist immer das Gleiche: Die Menschen sehen das Elend, schreiben oder telefonieren sich die Last von der Seele, bereinigen ihr Gewissen und vergessen!“, sagt Turzer.
■ Sich vor Ort beschweren
Albanien und Montenegro sind gehypte Reiseziele, sie werden auf Instagram massenweise gepostet und ein Mehr an mitteleuropäischen Gästen bringt sicher ein Mehr an Aufmerksamkeit, aber nicht unbedingt mehr Empathie, eher entsteht eine neue „Kultur“ des Wegschiebens. „Ich bekomme ständig Mails, dass vor dem Hotel kranke Katzenbabys sind oder beim Nachbarn ein Hund in der prallen Sonne an einer Kette hängt. Ich sage dann immer: Macht in Eurer Unterkunft Rabatz! Droht damit, dass ihr eine ganz miese Bewertung schreibt. Dass ihr so eine Unterkunft nicht empfehlen könnt, die solches Tierschutzvergehen in der Nachbarschaft toleriert. Beim Hund an der Kette half das. Am nächsten Tag hatte der Hund eine neue Hütte und Wasser“, erzählt Monika Nachtnebel.
Monika Nachtnebel stellt teilweise schon Änderungen im Bewusstsein fest. Sie war Franziskanerin, war als Missionsschwester vor vielen Jahren in Albanien, in einem Land großer Armut. „Menschen lebten und leben teilweise heute noch von der Hand in den Mund. Tiere sind Nutztiere und sobald sie keinen Nutzen mehr haben, werden sie nicht mehr versorgt oder entsorgt.“ Da war dieser Esel, der eine Initialzündung für Monika war. Man hatte ihn im Wald an einen Baum angebunden, damit ihn der Wolf holt. Monika und Mitschwestern fanden ihn, die Hinterhand schon zerbissen, er hatte sich verbittert gewehrt. Er wurde auf der Missionsstation liebevoll gesund gepflegt.
Auch nach ihrem Austritt aus dem Orden haben Albaniens Tiere einen großen Platz in ihrem Herzen. Seit 2006 gibt es in Tirana das Tierheim und den Gnadenhof der Schweizerin Maria Cristina Medina-Casanova, das zu unterstützen hat sich Monika Nachnebel zur Aufgabe gemacht. Und Maria ist natürlich ein Glücksfall für das Heim und seine Tiere. Die Tierhilfe Montenegro hingegen hat bis heute keine Mittel eine eigene Station zu schaffen. „Es gibt zwar staatliche Asyle oder private Pensionen, die wir unterstützen. Aber Futterspenden werden auch mal verschachert. Betreiber sind korrupt, die EU verlangt zwar Tierheime, aber keiner kontrolliert die Zustände: Gluthitze, kaum Futter und Wasser. Welpen verlieren wir fast alle an Parvovirose, eine schwere Magen-Darm-Infektion, weil keine Impfungen erfolgen. Dennoch gibt es inzwischen Tierschützer vor Ort, einige die sich engagieren, es sind auch viele Deutsche ausgewandert, die kleine Stationen betreiben“, sagt Turzer.
■ Soziale Medien nutzen
Es ist ein langer Weg, der noch zu gehen ist, aber manchmal helfen die Sozialen Medien. Da war ein alter, todkranker Schäferhund, nur noch Haut und Knochen. „Ich habe wirklich jeden mobilisiert, Tage telefoniert, er ging viral. Und dann hat sogar einmal die Polizei eingegriffen und das Tier ins Asyl nach Kotor gebracht. Er hat einen Gnadenplatz gefunden, er hat noch eine kurze, gute Zeit, noch ein würdiges Ende in Sicherheit.“
Würde und Respekt für alle Tiere – darum geht es auch Tonja Oberländer. Sie wohnt bei München und ist die deutsche Vertretung des Tierheims Prijatelji in Nordkroatien, wo im Landkreis Medjimurje 75% der kroatischen Romas leben. „Ich möchte unbedingt darauf hinweisen, dass ich in keinster Weise generalisierend oder abwertend verstanden werden möchte. Es ist aber Fakt, dass in den Roma-Siedlungen eine grundlegend andere Auffassung von Tierhaltung und dem Wert eines Tieres herrscht.
■ Aufklärung vor Ort
Das Elend der Roma-Hunde ist im Gesamten betrachtet, immer noch riesengroß, und das Tierheim Prijatelji mit seiner Leiterin Aleksandra Hampamer, arbeitet weit über dem Limit. Nach einer Phase 2018, wo auch der Staat eine einmalige finanzielle Unterstützung springen ließ, versiegte das Interesse der Behörden und man reagiert dort nun eher genervt. Doch Tonja Oberländer und ihre Mitstreiter geben nicht auf: „Wir machen Aufklärungsprojekte an Schulen und in den Roma-Siedlungen und auch einige Roma melden inzwischen hilfsbedürftige Tiere und Tierschutzverstöße.“
Interessante Links
www.tierhilfe-montenegro.com Montenegro will 2028 in die EU. Die Lage für Tiere ist aber inakzeptabel! Wichtige Petition: www.change.org/p/montenegro-tierrechte-sind-in-diesem-land-ein-fremdwort?signed=true
www.tierhilfe-albanien.com
Sie ist der deutsche Arm, der die Schweizerin Maria in ihrer Arbeit vor Ort unterstützt, die neben Haustieren eben auch misshandelte Nutztiere aufnimmt.
www.prijatelji-zivotinja.org
Hier zählt jede Unterstützung, Tonja Oberländer: obiton704@gmail.com