Lange saß Susanne Schlößer im Rollstuhl. © privat
Susanne Schlößer erkrankte nach einem Zeckenbiss schwer an Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). © Susanne Schlößer
Nürnberg – Es war nur ein kurzer Waldspaziergang wie jeden Morgen, doch dieser veränderte das Leben von Susanne Schlößer von einem auf den anderen Tag komplett. Eine Zecke stach die Dozentin aus Nürnberg. Sie erkrankte schwer an FSME, monatelang war sie nahezu blind und an den Rollstuhl gefesselt. Niemand wusste damals, ob sie überleben würde. Das war vor sieben Jahren – seitdem ist in ihrem Leben nichts wie zuvor.
Von dem Stich selbst bekam die damals 56-Jährige nichts mit: „Ich habe keine Zecke an meinem Körper bemerkt.“ Dann kamen die Symptome und Susanne Schlößer dachte zunächst an eine Grippe. „Ich hatte Fieber, Kopfschmerzen, war schwach, konnte nicht mehr aufstehen und weder essen noch trinken.“ Von Tag zu Tag ging es ihr schlechter. Als sie nicht mehr ansprechbar war, alarmierten die Söhne ihren Ex-Mann, der Arzt ist. „Der erkannte die Situation und verfrachtete mich direkt in die nächste Klinik.“
In der Klinik suchte man nach einer Ursache, verabreichte ihr Antibiotika, machte Bluttests. Aber erst eine Lumbalpunktion – FSME lässt sich nur im Nervenwasser und nicht im Blut nachweisen – brachte Klarheit: Durch den Stich einer Zecke hatte sich die Nürnbergerin mit Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) infiziert.
An den ersten Monat in der Klinik kann sich Schlößer nicht mehr erinnern. Mit schweren neurologischen Schäden lag sie so gut wie blind und reglos in der Neurologie des Klinikums Erlangen. „Eine Heilung in dem Sinne gibt es nicht, man kann nur die Selbstheilungskräfte des Körpers unterstützen und darauf warten und hoffen, dass sich Hirnnerven neu bilden und verknüpfen“, weiß sie heute.
Susanne Schlößer kämpfte sich zurück ins Leben. Monatelang saß sie im Rollstuhl, musste erst mühsam wieder lernen zu gehen, zu essen und zu trinken. Noch heute leidet sie unter den Spätfolgen. „Mein Leben hat sich radikal verändert. Ich kann so viele Dinge nicht mehr tun. Nicht mehr gut lesen – schmerzhaft für jemanden, der Literatur studiert hat. Auch nicht mehr Auto oder Fahrrad fahren, wandern oder lange Strecken gehen, nicht mehr Klavier spielen und steppen. Ich bin schwächer und leide unter ständigem Schwindel und Balanceproblemen.“
Durch die Erkrankung ist sie inzwischen immun gegen FSME. „Alle in meinem Umfeld haben sich inzwischen impfen lassen. Aber wenn ich manchmal andere Familien im Gras sitzen sehe, dann kann ich nur an eines denken: Hoffentlich sind sie geimpft!“
Y. WALBRUN