Spinnenphobie ist besonders verbreitet. © Imago
Bad Saulgau – Jeder kennt das beklemmende Gefühl von Angst. Menschen, die auf ganz bestimmte Objekte oder Situationen unangemessen stark reagieren, leiden unter einer Phobie. Chefärztin Prof. Petra Beschoner erklärt, wie man eine Phobie los wird. Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen und treten in unterschiedlichsten Formen auf. „Die Angst hat viele Gesichter“, sagt Prof. Petra Beschoner, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie. Die ärztliche Leiterin der Akutklinik Bad Saulgau betont die Vielfalt an Phobien: Sie reichen von Angst vor zwischenmenschlichen Kontakten über Aviophobie (Angst vorm Fliegen) bis hin zu Arachnophobie (Angst vor Spinnen). Wer sich davor fürchtet, das Haus zu verlassen oder sich in Menschenmengen aufzuhalten, leidet an einer Agoraphobie.
Ab wann wird eine Phobie behandlungswürdig? Prof. Beschoner betont: „Es ist wichtig, zu differenzieren, inwieweit die Symptome den Alltag einschränken. Wenn soziale Kontakte oder Urlaubsreisen unmöglich werden oder nette Grillabende aufgrund von Ängsten vor achtbeinigen Krabbeltieren frühzeitig enden, ist es Zeit zu handeln.“
Prof. Beschoner erklärt: „Die kognitive Verhaltenstherapie unterstützt Betroffene dabei, ihre Gedankenmuster zu verstehen und zu verändern. So können unbegründete Ängste erkannt und überwunden werden.“ Die Dauer einer solchen Therapie hängt von der Schwere der Störung und möglichen zusätzlichen Erkrankungen wie Depressionen oder Suchterkrankungen ab. „Grundsätzlich geht es immer darum, sich seiner Furcht zu stellen. Wer Angst auslösende Situationen vermeidet, verstärkt die Symptome nur noch mehr“, erläutert die Fachärztin. Durch Expositionsübungen, bei denen sich Patienten Schritt für Schritt ihrer Angst stellen, erleben sie, wie diese dadurch mit der Zeit abnimmt. Je häufiger sie das tun, umso mehr lernt die Psyche: „Mir passiert nichts.“ Prof. Beschoner sagt: „Viele Betroffene neigen im Alltag dazu, zahlreiche Sicherheitsmaßnahmen zu entwickeln.“
Wer z. B. Angst vor dem Erbrechen hat, könnte ständig eine Tüte bei sich tragen oder nie ohne Medikamente und eine Begleitperson das Haus verlassen. „Solche zwanghaften Rituale signalisieren der Psyche nur noch mehr, wie berechtigt die Sorge vor dem Trigger ist. Eine professionelle Therapie sollte darum stets im Vordergrund stehen.“ Entspannungstechniken wie Yoga oder autogenes Training könnten unterstützend wirken, ersetzen jedoch in keinem Fall eine psychotherapeutische Behandlung.
SVS