Tigermücken kommen auch in einigen Regionen Bayerns vor. Sie können Dengue-Fieber übertragen. © Mauritius Images
Jedes Jahr sind in Deutschland rund 500 000 Patienten mit seltenen Erkrankungen in allgemeinmedizinscher Behandlung. Im Schnitt vergehen fünf bis 30 Jahre bis zur richtigen Diagnose. Und 40 Prozent erhalten mindestens einmal eine Fehldiagnose. Prof. Dr. Martin Mücke, Spezialist für seltene Erkrankungen, erklärt fünf Krankheitsbilder:
1. Progerie
Progerie (Hutchinson-Gilford-Progerie-Syndrom) ist eine äußerst seltene genetische Erkrankung, die zu einer extrem schnellen Alterung im Kindesalter führt. Die Kinder entwickeln Alterserscheinungen wie Haarausfall, faltige Haut und Gelenkprobleme bereits in den ersten Lebensjahren. Ursache ist eine Mutation im LMNA-Gen, die Struktur und Stabilität des Zellkerns verändert. Symptome: verzögertes Wachstum, Verlust von Körperfett und Muskelmasse, steife Gelenke, Haarausfall und ein kleiner Kiefer. Die Lebenserwartung beträgt etwa 13 Jahre.
2. Creutzfeldt-Jakob
Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK) ist eine seltene infektiologische und degenerative Gehirnerkrankung durch falsch gefaltete Proteine (Prionen). CJK kann sporadisch auftreten, vererbt oder durch den Kontakt mit infizierten Geweben (Stichwort BSE-verseuchtes Rindfleisch) übertragen werden. Frühe Symptome sind Gedächtnisverlust, Verwirrtheit und Koordinationsstörungen. Am Ende stehen Demenz, unkontrollierbare Bewegungen und Koma. Die Erkrankung verläuft meist innerhalb eines Jahres tödlich.
3. Myasthenia gravis
Myasthenia gravis ist eine seltene chronische Autoimmunerkrankung, bei der die Kommunikation zwischen Nerven und Muskeln gestört ist. Dies führt zu Muskelschwäche und Müdigkeit. Die Krankheit wird durch eine fehlerhafte Immunreaktion verursacht, die Muskeln erhalten keine normalen Nervenimpulse. Symptome: Muskelschwäche, hängende Augenlider, Doppeltsehen, Schwierigkeiten beim Sprechen, Kauen, Schlucken.
4. Hantavirus
Hantavirus-Pulmonales Syndrom (HPS) ist eine seltene, aber schwere virale Infektion, die durch Hantaviren verursacht wird. Diese werden hauptsächlich von Nagetieren übertragen. Menschen können sich durch den Kontakt mit Urin, Kot oder Speichel infizierter Tiere oder durch das Einatmen kontaminierter Staubpartikel anstecken. Die Erkrankung beginnt mit grippeähnlichen Symptomen wie Fieber, Muskelschmerzen und Müdigkeit. Es können Atemnot, Husten und ein akutes Lungenversagen folgen, das lebensbedrohlich sein kann.
5. Dengue-Fieber
Dengue-Fieber ist eine virale Infektionskrankheit, die durch das Dengue-Virus (übertragen von infizierten Srechmücken) verursacht wird. Typische Symptome sind hohes Fieber, starke Kopfschmerzen, Schmerzen hinter den Augen, Gelenk- und Muskelschmerzen, Hautausschlag und leichte Blutungen (Nase, Zahnfleisch). In Deutschland gibt es die Hauptüberträgermücken (Aedes aegypti) aufgrund des Klimas nicht. Allerdings kommt die asiatische Tigermücke (Aedes albopictus), die das Virus ebenfalls übertragen kann, in einigen Regionen Deutschlands vor. Reisende in tropische und subtropische Regionen sollten langärmlige Kleidung tragen, Insektenschutzmittel verwenden und unter Moskitonetzen schlafen. Die Therapie konzentriert sich auf die Linderung der Symptome durch fiebersenkende Mittel und ausreichende Flüssigkeitszufuhr. In schweren Fällen – Dengue-Hämorrhagisches Fieber (DHF); Dengue-Schock-Syndrom (DSS) – ist eine intensive medizinische Behandlung erforderlich.
D. CASPARY