Wo gibt es die beste Krebs-Therapie?

von Redaktion

Ob auf dem Land oder in der Stadt: Krebspatienten sollten immer die individuell für sie beste Behandlung bekommen. © PantherMedia

Penzberg/München – Die Diagnose Krebs ist für die Betroffenen und deren Umfeld immer ein Schock – egal, um welche Krebsart es sich handelt. An wen wendet man sich am besten, wo findet man einen vertrauenswürdigen und perfekt informierten Lotsen, der einen als Patient durch den zunächst unübersichtlichen Dschungel der Behandlungsangebote lotst? „Die allermeisten Hausärzte sind sehr gut vernetzt und können ihre Patienten an den für sie richtigen Experten weiterleiten“, sagt der Weilheimer System-Hämatoonkologe PD Dr. Michael Sandherr. Er betont, dass es auch auf die Art und die Ausbreitung der Krebserkrankung ankomme, ob der Patient für die Behandlung am besten bei einem Experten auf dem Land aufgehoben ist oder in einem einer Uniklinik angeschlossenen Krebszentrum, also einem Comprehensive Cancer Center (CCC). Zu einem solchen haben sich beispielsweise in München das Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München (TUM) und das Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) zusammengeschlossen.

Recht auf Zweitmeinung

„Ich rate jedem Patienten, sein Recht auf eine Zweitmeinung wahrzunehmen“, empfiehlt der erfahrene Hämatologe und Onkologe Prof. Wolfgang Hiddemann. Auch wenn es sich um einen auf den ersten Blick unkomplizierten Fall handelt, rät Prof. Hiddemann, immer auch bei einem universitären Krebszentrum vorstellig zu werden. „Der Grund ist, dass es dort eine Tumorkonferenz gibt, bei der Experten verschiedener Fachrichtungen den Fall einordnen“, erklärt der Experte, der 19 Jahre lang die Medizinische Klinik III am LMU-Klinikum leitete. Prof. Hiddemann führt aus: „Selbst wenn die Tumorkonferenz nur fünf Minuten über den Fall spricht und eine Standardbehandlung empfiehlt, ist das sinnvoll, denn so stellt man sicher, dass hochqualifizierte Experten der unterschiedlichen Fachrichtungen den Fall nach dem neusten Stand der Wissenschaft beleuchten.“ Vor allem die Krebsmedizin macht stetig Fortschritte und die Forschung erlangt durch unzählige Studien ständig neue Erkenntnisse. „Über all das den Überblick bewahren kann niemand, und genau deshalb ist es so wichtig, dass Experten verschiedener Fachrichtungen sich interdisziplinär austauschen, damit jeweils nach dem neusten Stand der Forschung behandelt werden kann.“ Zudem sind an den Unikliniken auch Medikamente verfügbar, deren Wirksamkeit naheliegt, die aber erst im Rahmen von Studien vollständig erprobt werden. Prof. Hiddemann betont, dass seiner Einschätzung nach rund 90 Prozent der Krebsfälle auch in spezialisierten Onkologischen Zentren auf dem Land oder in Kliniken kommunaler oder freier Träger behandelt werden können.

„Um die optimale Krebsbehandlung bieten zu können, ist die Erfahrung des Arztes maßgeblich“, sagt PD Sandherr, der seit mehr als 20 Jahren im Landkreis Weilheim-Schongau als niedergelassener Hämatologe gut 15 000 Patienten betreut hat und inzwischen im MZV Penzberg die Schwerpunktpraxis für Hämatologie und Onkologie leitet. „Onkologie muss immer interdisziplinär sein“, betont Sandherr und stellt klar: „Für eine individuell zugeschnittene Behandlung ist notwendig, dass zuvor Onkologe, Strahlentherapeut, Pathologe, Radiologe, Chirurg und eventuell weitere Fachrichtungen wie die Psychoonkologie oder die Palliativmedizin zusammenwirken.“ In den Augen von PD Michael Sandherr dient es auch der Entlastung der universitären Krebszentren, wenn die Standardbehandlungen dezentral auf dem Land geleistet werden – für den Patienten habe diese auch den Vorteil, dass er immer denselben Ansprechpartner hat. „Macht man die Standardtherapien auf dem Land, gibt das den universitären Krebszentren mehr Spielraum und Kapazitäten für innovative und komplexe Therapien, etwa neuartige Immuntherapien, Stammzelltransplantationen und komplexe Operationen.“

Prof Hiddemann stimmt dem im Grundsatz zu. „Man muss allerdings wissen, dass die Fallpauschalen nur bei Standardbehandlungen ausreichend sind.“ Damit hochspezialisierte Zentren sich also alleine auf die Therapie komplexer Fälle stützen können, brauche es eine Reform des Gesundheitssystems, wie sie geplant ist. „Diese ist zwar nicht in jeder Hinsicht der große Wurf, aber bei Weitem besser als das bisherige System“, so Prof. Hiddemann. Er appelliert dazu, die Vernetzung zwischen Stadt und Land weiter voranzutreiben, und zu gegenseitigem Vertrauen – zum Wohl der Krebspatienten.

Übrigens: Lotsen brauchen die Krebspatienten meist nicht nur in Bezug auf die medizinische Behandlung. Für alle anderen Fragen, ob nach Unterstützung, Ernährungsberatung, psychosozialen Angeboten oder auch der Vermittlung zu Selbsthilfegruppen, ist das Patientenhaus des Krebszentrums München zentrale Anlaufstelle. Es befindet sich an der Pettenkoferstraße 8a, die Internetadresse lautet www.ccc-muenchen.de/ccc-patientenhaus.

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