Palo Alto – Die Tiefsee ist der größte Lebensraum der Erde und der am wenigsten erforschte dazu: Sie erstreckt sich etwa über 65 Prozent der Erdoberfläche, ist mehr als 300 Millionen Quadratkilometer groß und somit riesiger als alle Kontinente zusammen. Früher dachte man, in der absoluten Dunkelheit und bei Druckverhältinissen, die bis zu 1000 Mal größer sind als auf der Erde, gäbe es nur wenige Leben. Doch gerade dort hat sich eine ganz eigene, einmalige Tierwelt entwickelt.
Ein Tauchroboter von Forschern des Schmidt Ocean Institute lieferte nun noch nie gesehene Aufnahmen aus diesem mysteriösen Lebensraum: Etwa 20 neue Arten wurden auf einem über 3000 Meter hohen Unterwasserberg vor der Küste Chiles entdeckt. Darunter so faszinierende Tiere, wie die leuchtend rote Seekröte (großes Bild), bei der es sich eigentlich um einen großköpfigen Knochenfisch handelt. Vor die Kamera trieben auch mehrere Exemplare der Bathyphysa-Staatsqualle (rechts oben), wegen ihrer vielen Tentakel auch liebevoll Fliegendes Spaghettimonster genannt, oder die Casper-Krake (rechts unten), die erstmals im südlichen Pazifik gesichtet wurden. Gerade dieser Krake ist ein Beispiel, dass das Leben in der Tiefe deutlich langsamer verläuft: Er brütet vermutlich jahrelang seine Eier aus.
Das Team von Ozeanografen hatte rund 1500 Kilometer vor der Küste einen Teil des sogenannten Chile-Rückens erkundet. Es handelt sich um einen mächtigen Tiefsee-Gebirgszug entlang der Naht zweier auseinanderstrebender tektonischer Platten. Die Funde bestätigten, wie vielfältig die dortigen Ökosysteme seien, sagte Tomer Ketter vom Schmidt Ocean Institute. Mit einem Unterwasser-Roboter erkundete das Team auf einem der Berge ein etwa 800 Quadratmeter großes Feld aus Tiefseekorallen mit einer Vielzahl von Organismen wie Felsenfischen, Schlangensternen und Königskrabben.
SCHMIDT OCEAN INSTITUTE/DPA