Ein kleiner Junge trägt ein Cochlea Implantat. © Foto: dpa
München – Fast eine halbe Milliarade Menschen weltweit leiden unter Schwerhörigkeit, in der Generation 65plus ist sogar jeder Zweite betroffen. Durch das Altern unserer Gesellschaft trifft das Problem immer mehr Menschen. Doch gleichzeitig machen die moderne Spitzenmedizin und die Medizintechnik rasante Fortschritte. „Es gibt heutzutage für jede Schwerhörigkeit eine Lösung bzw. einen vielversprechenden Therapieansatz. Heute muss – bis auf ganz wenige Ausnahmen — kein Mensch mehr taub sein. Zwar erreichen die Patienten vielleicht nicht mehr dasselbe Hörvermögen wie vor ihrer Erkrankung, aber sie können dank der enormen Fortschritte wieder sehr viel Lebensqualität und Lebensfreude zurückgewinnen“, macht Professor Martin Canis, Direktor der HNO-Klinik des LMU-Klinikums, den Patienten Mut. Über die neuen Behandlungsmöglichkeiten informiert er mit seinem Ärzteteam am Mittwoch, 9. Oktober, beim „Tag der Sinne“ in Großhadern. Die Teilnahme an der Veranstaltung im Hörsaaltrakt ist kostenlos. Und so finden Sie hin: Gehen Sie ins erste Obergeschoss und laufen Sie auf der „Hauptstraße“ bis zum Ende des langen „Toasters“. Dort befindet sich nicht nur die HNO-Klinik (grüner Würfel I/K), sondern auch der Hörsaal 5.
Von 16 bis 19 Uhr erfahren die Besucher alles Wissenswerte über etablierte Behandlungsmöglichkeiten und über innovative OP-Methoden, die Patienten wieder (besser) hören lassen. Dazu zählt das Einsetzen von Cochlea-Implantaten, auch mithilfe von Robotik. Neben diesem Therapieverfahren sind die HNO-Spezialisten des LMU-Klinikums auch auf Eingriffe am Mittelohr spezialisiert, beispielsweise um Entzündungsprozesse zu behandeln bzw. das dadurch beschädigte Mittelohr zu sanieren. Kindern, die beispielsweise ohne Gehörgang zur Welt kommen, kann ein Mittelohr-Implantat ermöglichen, trotzdem zu hören.
Um den Patienten bestmöglich helfen zu können, setzt das LMU-Klinikum – es gehört zu den größten HNO-Zentren in Europa – auf ein Team aus verschiedenen Spezialisten. „Es ist ganz wichtig, dass Ärzte, Ingenieure, Audiologen und andere Spezialisten Hand in Hand arbeiten“, erläutert Klinikdirektor Canis. Mithilfe geballter fachübergreifender Kompetenz können die Ärzte auch Tumoren an den Hirnnerven sicher entfernen oder Hirnstammimplantate setzen. Sie werden direkt an die Hörbahnen im Gehirn angeschlossen und umgehen so den Hörnerv, der durch den Tumor beschädigt bzw. zerstört worden ist.
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