Eine Schulterprothese wird vor der OP am PC geplant.
Fragen rund um die geplante OP: Schulterspezialist Prof. Ben Ockert berät eine Patientin. © Foto: Praxis Schulter Ockert
München – Das Kreuz mit der Schulter: Wann kommt man um eine OP nicht mehr herum, wie lange dauert der Eingriff an dem komplexen Kugelgelenk – und wie viele Wochen und Monate muss man einplanen, bevor man nach dem Eingriff erst mal alltagstauglich und dann wieder fit ist? Im zweiten Teil unseren großen Medizinreports erläutert Professor Ben Ockert den Zeitplan für das Einsetzen von künstlichen Schultergelenken und nach gerissenen Sehnen an der Rotatorenmanschette. Der erfahrene Schulterspezialist, der in seiner Praxis Theatinerstraße viele Patienten auch rein konservativ behandelt, hat bereits mehr als 5000 Schulter-Operationen vorgenommen.
■ Künstliche Schulter
Ausgangslage: Eine Prothesen-OP kommt bei starkem Gelenkverschleiß infrage, wenn die Schmerzen unerträglich, die Einschränkungen im Alltag zu groß und alle konservativen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind. Auch ältere Sehnenrisse oder ein komplizierter Bruch des Oberarmkopfs können ein Grund für eine Schulterprothese sein. Neben der klassischen (anatomischen) Prothese verwenden Spezialisten heute immer öfter auch sogenannte inverse Prothesen. Sie kommen vor allem dann zum Einsatz, wenn die Sehnen rund ums Gelenk zerschlissen sind.
OP und Klinikaufenthalt: Der Eingriff dauert circa eine Stunde, es schließt sich ein dreitägiger Klinikaufenthalt an. Den Eingriff plant der Arzt am PC, um das Kunstgelenk so präzise wie möglich einsetzen zu können. Dank moderner Prothesenmodelle muss dabei nur wenig Knochen entfernt werden.
Nachbehandlung: Bei der anatomischen (klassischen) Schulterprothese muss sich der Patient fünf Wochen schonen, weil wichtige Sehnen der Schulter nach dem Eingriff heilen müssen. Nach der Operation stehen Lymphdrainage und Krankengymnastik an. Anders als nach Hüft- oder Knie-OP geht es mit der neuen Schulter erst nach vier bis sechs Wochen in die Reha.
Alltagstauglich: Die inverse Schulterprothese kann bereits nach zwei Wochen für viele Alltagsfunktionen eingesetzt werden. Bei der klassischen Prothese dauert es etwa acht Wochen.
Wieder fit: Die Beweglichkeit wird im ersten Jahr immer besser. Heutzutage können Patienten mit einem Kunstgelenk nach sechs Monaten häufig wieder golfen, Tennis spielen oder Ski fahren. Damit die Prothese besonders lange hält, sollte man auf Extrembelastungen wie Holzhacken verzichten und nicht stürzen.
■ Gerissene Rotatoren
Ausgangslage: Schmerzen beim Armheben, die schleichend beginnen und immer stärker zunehmen – beispielsweise als Folge eines Sehnen-Engpasssyndroms (Impingement) oder plötzlich nach einem Sturz. Beim Sport nimmt die Kraft ab. Häufig kann man nachts vor Schmerzen nicht mehr auf der Schulter liegen. Das Röntgenbild ist typischerweise unauffällig, die Diagnose kommt meist per Ultraschall oder MRT ans Licht. Kleine Risse können abhängig von den Beschwerden konservativ therapiert werden. Eine OP ist sinnvoll, wenn die Sehne stark eingerissen oder ganz abgerissen ist. Der Eingriff befreit die Patienten von ihren Schmerzen und schützt das Schultergelenk vor Folgeschäden.
Nachbehandlung: Der Arm ruht drei bis fünf Wochen auf einem Schulterkissen, damit die am Knochen befestigte Sehne einheilen kann. In der Physiotherapie wird der Arm zwei Mal pro Woche gezielt bewegt, damit die Schulter nicht steif wird. Oftmals wird in den ersten vier Wochen auch ein Spezialstuhl mit einer Motorschiene eingesetzt, um das Schultergelenk zu mobilisieren.
Alltagtauglich: Nach sechs Wochen ist Autofahren und Radeln wieder drin. Wer einen Bürojob hat, der kann wieder arbeiten gehen. Sporteln ist nach drei Wochen wieder möglich, zunächst allerdings noch mit angezogener Handbremse.
Wieder fit: Die meisten Patienten stehen nach sechs Monaten wieder voll im Saft, es kann allerdings bis zu einem Jahr dauern, bevor die volle Beweglichkeit erreicht wird.
ANDREAS BEEZ