Professor Martin Canis HNO-Arzt Direktor der HNO-Klinik LMU-Klinikum
In der Tat ist eine solche Impfung sinnvoll. Denn Humane Papillomaviren (HPV) werden unterschätzt. Noch immer sehen viele Menschen darin ein „Frauenthema“, doch das ist ein Trugschluss, der fatale Folgen haben kann. Denn auch Männer können infolge einer HPV-Infektion an Krebs erkranken. Es gibt mehr als 200 verschiedene HPV-Arten, und viele sind harmlos. Aber manche dieser Virustypen können verschiedene Tumorarten verursachen. Wir sehen in unserer Klinik immer wieder Patienten, die infolge einer HPV-Infektion etwa an Zungengrund- oder Mandelkrebs erkrankt sind. Aber auch andere Tumorarten wie Gebärmutterhals-, Scheiden- oder Peniskrebs können entstehen. Solche Erkrankungen könnten vielen Betroffenen durch eine Impfung bereits im Kinder- und Jugendalter erspart bleiben. Wir gehen davon aus, dass sich in Deutschland jährlich etwa 8000 Neuerkrankungen und 2000 Sterbefälle verhindern ließen. Trotzdem ist die Impfquote noch viel zu gering. Es ist nur jedes zweite 15-jährige Mädchen geimpft – und sogar nur jeder vierte Junge im gleichen Alter. Die Impfung sollte idealerweise vor dem ersten Geschlechtsverkehr im Alter von neun bis 15 Jahren erfolgen. Wie effektiv die frühe Impfung ist, haben britische Kollegen in einer Studie ermittelt. Danach sinkt das Krebsrisiko durch HPV bei einer Impfung im Alter von 12 bis 13 um 87 Prozent, während sich die Gefahr bei einer Impfung im Alter von 16 bis 18 Jahren „nur noch“ um 37 Prozent verringert.