Forschungsopfer: Die unbekannte Not der Überschusstiere

von Redaktion

Das Tierschutzgesetz verbietet das Töten ohne einen vernünftigen Grund: In einem Versuchslabor gilt das jedoch nicht

Labormaus: Überschusstiere werden nicht gebraucht und daher mit dem Ende der Studie ebenfalls getötet. © Friso Gentsch/dpa

Köln – Schon das Wort lässt Übles ahnen: Überschusstiere haben keinen Nutzen, sie wurden für die Forschung gezüchtet, z.B. mit einem Gendefekt für bestimmte Tumorerkrankungen oder einer Neigung zur Fettsucht. Aber dann hat man sie doch nicht verwendet. Weil sie vielleicht nicht das gewünschte Geschlecht hatten oder einfach zu alt geworden sind. Solche Tiere werden getötet und tauchen erst seit 2021 in der jährlichen Tierversuchsstatistik auf. Die Anzahl der verwendeten Tiere ist damit auf einen Schlag um mehr als ein Drittel gestiegen!

Nach der aktuellsten vom Zentrum zum Schutz von Versuchstieren veröffentlichten Statistik wurden 2022 insgesamt 4 207 231 Tiere in deutschen Laboren verwendet. 1 725 855 wurden in Tierversuchen verwendet, weitere 711 939 wurden getötet, um ihre Organe oder Gewebe für Forschungszwecke zu benutzen. Aber noch viel mehr, nämlich 1 769 437 Tiere, wurden als sogenannte Überschusstiere getötet. Das hat wirtschaftliche Gründe: Die Versorgung der Tiere bis an ihr Lebensende wäre einfach zu teuer.

Laut deutschem Tierschutzgesetz ist das Töten nur mit einem vernünftigen Grund erlaubt. Das Bundeslandwirtschaftsministerium definiert im Fall von nicht verwendeten Versuchstieren diesen vernünftigen Grund so, dass Zucht und Verwendung der Tiere vorab sorgfältig geplant wurden und die Einrichtung Maßnahmen ergriffen hat, um überzählige Tiere zu vermeiden. Welche Maßnahmen dies sein könnten, wird jedoch nicht geregelt. Der Verein Ärzte gegen Tierversuche erklärt dazu: „Der nach dem Tierschutzgesetz erforderliche vernünftige Grund wird zu Gunsten der Tiernutzer ausgelegt und ad absurdum geführt.“ Laut Recherchen des Vereins wird die genaue Anzahl der nicht gebrauchten Tiere nicht gezählt, sondern geschätzt: „Das wahre Ausmaß ist also unklar.“

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