Vorsicht bei Nahrungsergänzungsmitteln

von Redaktion

Infektiologe warnt: Manche Präparate können sogar Vergiftungserscheinungen auslösen

Infektiologe Professor Christoph Spinner vom TUM-Klinikum. © TUM-Klinikum

München – Wer sein Immunsystem stärken will, sollte lieber in gesunde Lebensmittel als in teure Vitamintabletten aus der Apotheke investieren. „Wer sich ausgewogen ernährt, der kann getrost darauf verzichten. Es gibt nach wie vor keinerlei wissenschaftlichen Nachweis dafür, dass solche Nahrungsergänzungsmittel Corona, Influenza oder andere Erkältungskrankheiten wirksam verhindern können“, sagt der Infektiologe Professor Christoph Spinner vom TUM-Klinikum und warnt: „Bei den fettlöslichen Vitaminen A, D, E und K besteht die Gefahr einer Überdosierung. Dadurch kann es sogar zu Vergiftungserscheinungen kommen.“ Eine solche Überdosierung ist in den allermeisten Fällen die Folge einer Tabletteneinnahme, nur sehr selten steckt eine zu vitaminreiche Ernährung dahinter.

Die AOK listet mögliche Gesundheitsschäden für einzelne überdosierte Vitamine auf:

Vitamin D: Zu hohe Vitamin-D-Einnahmen sind toxisch und führen zu einer zu hohen Kalziumaufnahme und einem zu hohen Kalziumspiegel. Übelkeit, Kopfschmerzen, Muskelschwäche, Nierensteine bis hin zur irreversiblen Schädigung der Nieren, Verkalkungen und Herzrhythmusstörungen sind möglich.

Vitamin A: Während das Beta-Carotin (Provitamin A) kaum Beschwerden macht, wenn es überdosiert wird, können hohe Dosen an Vitamin A schwere Folgen haben. Unter anderem kann die Knochenstabilität abnehmen. Bei Schwangeren kann eine zu hohe Vitamin-A-Zufuhr zur Schädigung des ungeborenen Kindes führen.

Vitamin B3 (Nicotinsäure): Hautrötungen, Kopfschmerzen, Blutdruckabfall. Bei der deutlich höher dosierten medikamentösen Anwendung gegen eine Fettstoffwechselstörung kann der Blutdruckabfall so schwer sein, dass es zu Stürzen kommt. Außerdem kann es zu Durchfall, Herzbrennen, Bauchschmerzen und einer Leberschädigung kommen.

Vitamin B6: Bei langfristiger hoch dosierter Einnahme können Störungen der sensiblen Nerven auftreten, die zu einer Gangunsicherheit führen können (Fachbegriff progressive sensorische Neuropathie). Die Störungen bilden sich nach Absetzen von Vitamin B6 meist wieder zurück.

Vitamin E: Bei hohen Dosierungen über längere Zeit kann es zur Blutungsneigung kommen.

Deshalb rät Professor Spinner, Vitaminpräparate nur nach Rücksprache mit einem Arzt zu schlucken. Die Nahrungsergänzungsmittel kommen beispielsweise für Schwangere (Folsäure), Stillende bei nachgewiesenem Eisen- oder Jodmangel oder für Veganer und Vegetarier (Vitamin B12) in Frage.

Eltern und Großeltern sollten darauf achten, dass Sie sich nicht zum Kauf von sogenannten Vitamingummibärchen verleiten lassen. Diese vermeintlichen Süßigkeiten aus der Drogerie enthalten laut Herstellern so viele Mikronährstoffe, dass der Tagesbedarf von Vier- bis Siebenjährigen oft schon mit vier Gummibärchen gedeckt ist. „Eltern, die zu den Gummibärchen greifen, vergessen jedoch häufig: Ihre Kinder nehmen die benötigten Vitamine über die täglichen Mahlzeiten und üblichen Lebensmittel ohnehin auf“, mahnt die AOK und fügt hinzu: „In etwa 100 Gramm Vitamingummibärchen stecken häufig auch mehr als 50 Gramm reiner Zucker.“
ANDREAS BEEZ

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