KREBSZELLEN

Immunsystem greift aktiv an

von Redaktion

Die Zerstörung einer Krebszelle. © Mauritius Images

München – Krebszellen sind Meister darin, sich vor dem eigenen Immunsystem zu verstecken. Hier setzt die „Immun- onkologie“ an: Spezielle Medikamente und Therapien sollen Krebszellen aus der Deckung holen und gezielt gegen den Krebs aktivieren. „Ziel ist es, das Immunsystem so zu unterstützen, dass es den Krebs selbst bekämpft – ähnlich wie es Viren oder Bakterien erkennt und zerstört“, erklärt Privatdozentin Dr. Judith S. Hecker, Oberärztin und Leitung der zellulären Immuntherapie-Einheit an der Medizinischen Klinik und Poliklinik III.

Im Kampf gegen die Tarnkappen-Strategie der Krebszellen setzt die Forschung auf verschiedene Strategien: So blockieren Checkpoint-Inhibitoren bestimmte Eiweiße, die wie Bremsklötze auf das Immunsystem wirken. Sind diese Bremsen gelöst, kann die Abwehr Krebszellen effektiver angreifen. Entsprechende Medikamente werden bereits bei Schwarzem Hautkrebs, Lungen- und Nierenkrebs eingesetzt und verlängern die Lebenszeit Betroffener.

Krebsimpfstoffe wiederum helfen dem Immunsystem, Krebszellen zu erkennen. Sie werden vor allem bei Prostatakrebs genutzt, sind personalisiert und verzögern das Fortschreiten der Erkrankung. Bei Nierenkrebs und Schwarzem Hautkrebs setzt man auch auf Zytokine, die das Immunsystem regulieren: So fördert Interleukin-2 die Vermehrung und Aktivität von T-Zellen, wichtiger Immunzellen. Bei der CAR-T-Zelltherapie geht man sogar noch einen Schritt weiter: Man entnimmt einem Patienten zunächst T-Zellen. „Diese werden dann im Labor gentechnisch verändert“, erklärt Hecker: Sie bekommen eine Art Sucher für Krebszellen eingepflanzt. Danach bekommt der Patient diese veränderten und stark vermehrten Zellen zurück. „Sie können jetzt gezielt Krebszellen finden und angreifen.“

Bei vielen Patienten, die auf andere Behandlungen nicht mehr reagiert hätten, habe man so beeindruckende Ergebnisse erzielt, sodass die Therapieform immer früher zum Einsatz komme. „Einige Studien haben gezeigt, dass 70 bis 80 Prozent der Patienten mit bestimmten Blutkrebs-Erkrankungen positiv auf diese Therapie reagieren“, sagt Hecker. Und: „In einigen Fällen kommt es sogar zu einer vollständigen Heilung.“

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