Ein Kätzchen wurde in ein rostiges Metallrohr gezwängt, damit es befreit wird. © Welttierschutzgesellschaft, SMACC (2)
Inszeniert: Ein Hundewelpe in einer Plastiktüte ist auf einer Bahnschiene angeblich in Lebensgefahr.
Berlin – In den Sozialen Medien werden Beiträge milliardenfach geklickt, in denen Tiere aus Gefahrensituationen gerettet werden. Tierfreunde leiden mit und spenden womöglich. Doch viele dieser Aktionen sind auf skrupellose Art und Weise gefälscht. Dafür werden die Tiere erst gequält und in Gefahr gebracht, damit sie schließlich vor der Kamera heldenhaft befreit werden können. Die Deutsche Welttierschutzgesellschaft hat gemeinsam mit dem Bündnis Social Media Animal Cruelty Coalition (SMACC) die erste umfassende Analyse von dieser Form der Tierquälerei veröffentlicht.
„Fake-Rescues sind eine besonders perfide Form von Tierleid in den Sozialen Netzwerken, weil Tiere massiv gequält werden, damit eine Rettung inszeniert werden kann: Wir dokumentierten unter anderem Videos mit Kätzchen, die verwahrlost waren und misshandelt wurden, mit Welpen, die in Plastiktüten oder Klebeband eingeschnürt wurden, oder mit Affen, denen unter Schmerzen zuvor aufgeklebte Gegenstände entfernt werden. Das ist massives Tierleid nur für Likes und Reichweite“, sagt Wiebke Plasse, Leiterin Kommunikation bei der Welttierschutzgesellschaft.
Für den Bericht mit dem Titel „Betrug auf Kosten der Tiere: Inszenierte Tierrettungen (Fake-Rescues) auf Social Media“ wurden drei Monate lang über 600 Videos auf Facebook, TikTok, Youtube und weiteren Sozialen Netzwerken analysiert. Die inszenierten Rettungen lassen sich in drei große Themenblöcke gliedern: Tiere werden in Gefahrensituationen gebracht, um dann gerettet zu werden: darunter vermeintlich verlassen aufgefundene oder begrabene Tiere, außerdem Tiere, die gefangen waren bzw. feststeckten, etwa in Plastiktüten oder mit den Gliedmaßen verschnürt, sowie Tiere kurz vor dem Ertrinken. Tiere werden in unrealistischen Szenarien gefilmt: Tiere, die vor einem Angriff durch andere Tiere gerettet wurden, wobei oftmals Tiere aufeinandertreffen, die sich in freier Wildbahn niemals begegnen würden. Vermeintliche tiermedizinische Behandlungen: Tiere werden in unprofessioneller Weise behandelt oder „wiederbelebt”; weitere Videos zeigen, wie Tiere von unnatürlich vielen Parasiten befallen sind.
Die Beispiele belegen, dass inszenierte Rettungsvideos enormes Tierleid verursachen, erläutert Wiebke Plasse. „Auch Tierärzte haben die Videos für den Bericht umfassend analysiert und konnten feststellen, dass die Tiere durch die Inszenierungen schmerzhafte, physisch schädliche und traumatische Erfahrungen erleiden müssen, die bis zum Tod führen können. Die Qualen, die die Erstellenden von Fake-Rescue-Inhalten den Tieren zufügen, um sich als ihre Retter darzustellen, kennen kaum Grenzen.“
Die Inhalte sind beliebt, weil es „Nutzern oftmals schwerfällt, die Inszenierung zu erkennen. Mit Likes, Kommentaren und dem Teilen unterstützen viele leider ungewollt das Geschäft der Erstellenden”, so Plasse. Neben der Forderung, dass die Betreiber der Plattformen, solche Inhalte aufspüren und sperren sollten, geben die Organisationen Anregungen für Zuschauer, um Fälschungen zu erkennen: Der Zuschauer sollte die Echtheit des Anbieterprofils prüfen. Werden nur solche Videos gezeigt oder auch andere? Gibt es auch Informationen, was nach der Rettung mit dem Tier geschah? Fast immer fehlen diese. Ist die Rettungsaktion realistisch, war eine Tierschutzorganisation beteiligt? Verhält sich die rettende Person professionell? Trägt sie z.B. Schutzkleidung? Weitere Infos unter: www. welttierschutz.org/fake-rescues/
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