2015 kletterte Gerhard K. (81) den Schwierigkeitsgrad 6C. Kurz darauf erlitt er den ersten Anfall von Vorhofflimmern.
Patient Gerhard K. (81) mit Herzchirurg Prof. Sacha Salzberg( li.) und dem Kardiologen Dr. Yves Sunier. © Swiss Ablation
Prof. Sacha Salzberg im Hightech-Herz-OP während der speziellen Chirurgischen Ablation gegen Vorhofflimmern. Die Erfolgsrate dieser Operationstechnik liegt bei 90 Prozent. © Swiss Ablation
München/Konstanz – Früher, – da kletterte Gerhard K. (81) aus Konstanz mühelos auf die schönsten Berge Europas und ließ auf langen Bergstrecken deutlich jüngere Rennradfahrer weit hinter sich. Bis massives Vorhofflimmern und in der Folge ein Schlaganfall den Ingenieur aus der Bahn warf. Dass er heute ohne Betablocker, Blutverdünner und Herzschrittmacher normal leben und auch in Maßen wieder Sport treiben kann, verdankt er dem Schweizer Kardiologen Prof. Sacha Salzberg. Er ist ein international anerkannter Facharzt für Herz- und thorakale Gefäßchirurgie und Spezialist für die Thorakoskopische Ablation bei therapieresistenten Herzrhythmusstörungen (siehe unten), der auch regelmäßig in München praktiziert.
Allein in Deutschland sind bis zu zwei Millionen Menschen von dieser Herzrhytmusstörung betroffen. Das Risiko für Vorhofflimmern und damit für Herzschwäche, Schlaganfall und Herzinfarkt nimmt im Alter zu. Zur Behandlung wird häufig eine Vielzahl von Medikamenten wie Betablocker und Blutverdünner eingesetzt. „Die verträgt jedoch nicht jeder. Teilweise bekamen meine Patienten die niederschmetternde Auskunft, dass sie austherapiert seien oder allenfalls noch ein Herzschrittmacher helfen könne“, erklärt Prof. Salzberg.
Zu diesen Unglücklichen zählte auch Gerhard K., der seinem Körper häufig sportliche Höchstleistungen beim Klettern abverlangte und auf dem Rennrad schwer zu schlagen war: „Ich hätte eher meine Lunge riskiert, als jemanden an mir vorbeizulassen.“ Heute weiß er, dass auch Extremsport im Verdacht steht, Vorhofflimmern auszulösen. Im Dezember 2015 ereilte ihn die erste Attacke: „Es kam wie der Dieb in der Nacht. Ich ging nur die Treppe hoch und kam mit einem extremen Puls von 160 oben an.“ Die Attacken wiederholten sich. „Die letzte hielt 36 Stunden an. Es war komisch. Ich wollte mir keine Schwäche eingestehen.“ Bis zu dem Tag, an dem er daheim ohnmächtig vom Stuhl kippte. „Ich stand schnell wieder auf und versuchte, Zeitung zu lesen und mich zu beruhigen. Aber ich verstand den Inhalt der Worte nicht mehr. Ich wollte es meiner Frau erklären und konnte nicht mehr sprechen. Ich war so zornig auf mich.“ Seine Frau rief den Notarzt. Gerhard K. hatte Glück: „Es war nur ein leichter Schlaganfall.“ Die Symptome verschwanden, er nahm fortan Blutverdünner und Betablocker. „Aber mit meinem Sport war leider Schluss. Und das Vorhofflimmern kam immer wieder.“
Nach Rücksprache mit seinem Arzt entschloss sich der Rentner zunächst für eine elektrische Kardioversion (ein Stromstoß unter Narkose) und eine Katheterablationen in Juni 2018. Im Jahr darauf ging es ihm für kurze Zeit so gut, dass er sogar wieder zum Klettern ging. Doch das Vorhofflimmern kam zurück. Im November 2023 wiederholte sein Arzt die Katheterablation. Und dann hatte er Pech: In der Klinik steckte sich Gerhard K. mit Covid 19 an. Fortan kämpfte er wöchentlich mit dem Vorhofflimmern. „Ich war wirklich verzweifelt.“
In einer Zeitung stieß er im Frühjahr dieses Jahres zufällig auf einen Artikel über Prof. Sacha Salzberg und seine patentierte Ablationstechnik: „Ich wollte diese große Chance unbedingt nutzen.“ Er vereinbarte zeitnahe einen Termin bei dem Herzspezialisten. Schon am 18. April dieses Jahres wurde er im Hightech-OP der Schön Klinik in Vogtareuth bei Rosenheim operiert. Seitdem „Ich habe noch nicht zu meiner alten Energie zurückgefunden, was allerdings auch meinem Alter geschuldet sein mag. Das will man nicht so gern hören. Aber es ist nun mal so. Und ich werde lernen, damit umzugehen.“ Seine Kletter- und Radlreisen zu den schönsten Bergen und Touren Europas fehlen ihm sehr: „Klettern ist so viel mehr als ein Sport. Es erfasst den ganzen Menschen. Man lernt, sich total zu konzentrieren und unter großem Druck die richtigen Entscheidungen zu treffen.“ Doch Aufgeben gilt nicht: Gerhard K. hat das Rennrad gegen ein Mountainbike eingetauscht, mit dem er schon wieder eine halbe Stunde fahren kann. Er hat viel Muskulatur verloren. Die trainiert er im Fitnesscenter und bei häufigen Spaziergängen mit seiner Frau. Und übt sich dabei in der schwierigsten aller Disziplinen: der Geduld.
DORITA PLANGE