Tuberkulose ist gefährlichste Infektionskrankheit

von Redaktion

Zahl der TB-Toten 2023 leicht zurückgegangen – Suche nach einer wirksamen Impfung dauert an

Tuberkulose betrifft oft die Lunge und war 2023 unter Infektionskrankheiten die häufigste Todesursache. © Silas Stein/dpa

Genf/Bonn – Tuberkulose – früher in Deutschland als Schwindsucht bezeichnet – ist eine Geißel der Menschheit. Sie galt als Schreckgespenst des 19. Jahrhunderts. Auch in Europa. Um 1880 war im Deutschen Kaiserreich jeder zweite Todesfall bei jüngeren Erwachsenen (15 bis 40 Jahre) der Tuberkulose geschuldet. Fabrik- und Bergarbeiter hatten dabei ein bis zu achtmal höheres Risiko, an TB zu sterben, als Bankbeamte, Lehrer und Ärzte.

Die Tuberkulose ist aber auch heute noch längst nicht ausgerottet. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist ein Viertel der Weltbevölkerung mit dem Erreger infiziert – meist ohne davon zu wissen. Denn nur bei jedem zehnten Infizierten bricht TB aus.

Dennoch: Im vergangenen Jahr erkrankten weltweit 10,8 Millionen Menschen neu an TB, 1,25 Millionen starben, wie der am Dienstag in Genf veröffentlichte Welttuberkulosebericht der WHO analysiert. Zwar sind die Todeszahlen nach einem Anstieg während der Corona-Pandemie wieder rückläufig. Doch Tuberkulose bleibt die tödlichste Infektionskrankheit weltweit. Der uralte Killer begleitet die Menschheit schon von Anfang an. Forscher fanden Belege dafür in den Skelettüberresten prähistorischer Menschen und in Mumien des antiken Ägyptens.

In den 1970er-Jahren galt die Tuberkulose als die „besiegte Krankheit“, in den 1990er-Jahren als die „Krankheit von Randgruppen“, weil viele Aids-Kranke daran starben. Da die Zahl der Erkrankungen in den 90ern durch Flüchtlingsbewegungen, Auswanderung, Krieg und Armut weltweit erneut ein bedrohliches Ausmaß annahm, erklärte die WHO die Tuberkulose 1993 zum weltweiten Notfall. Heute sind vor allem Menschen in Ländern mit niedrigem Einkommen und schlechten Gesundheitssystemen betroffen.

In den vergangenen Jahren wurden beachtliche Erfolge bei der Bekämpfung der Krankheit erzielt. Es wurden neue Diagnosemethoden entwickelt, Behandlungsverfahren wurden deutlich verkürzt. Die von der WHO empfohlene Standardtherapie besteht aus der Einnahme von vier Medikamenten über einen Zeitraum von sechs Monaten. Die Erfolgsquote steigt dabei deutlich, wenn die Patienten durch speziell ausgebildete Helfer betreut und ermuntert werden, die Therapie trotz der oft unangenehmen Nebenwirkungen durchzustehen.

In manchen Gesundheitssystemen ist das nicht leistbar. Außerdem entwickeln die Erreger immer öfter Resistenzen, sodass die bisher bewährten Medikamente nicht mehr wirken. Wissenschaftler erhoffen sich insbesondere Fortschritte durch eine wirksame Impfung.

Artikel 2 von 4