AirPods als Hörgerät – das klappt mit den AirPods Pro 2. Apple hat die notwendigen Software-Aktualisierungen gestartet. © Apple
■ Wie läuft der Hörtest genau?
Ein medizinisch anerkannter Hörtest ist die Basis von Apples neuer Hörunterstützung. Er lässt sich im Einstellungs-Menü für die AirPods absolvieren und ist tatsächlich kinderleicht. Gut fünf Minuten lang spielen die AirPods Töne in Höhen von 250 Hz bis 8000 Hz ab, mal extrem leise, mal deutlich vernehmbar. Wer einen Ton hört, tippt zur Bestätigung auf den Bildschirm. Je nachdem, wie gut man auch die leisen Töne gehört hat, gibt es am Ende für beide Ohren eine Auswertung in dbHL (Decibel Hearing Level).
Je niedriger die Werte, desto besser das Gehör. Die Ergebnisse bilden die Basis für die weitere Hörunterstützung durch die AirPods, auch bei Musik, bei Filmen oder beim Telefonieren. Bei unserem Experten sind die Werte (10 dbHL links, 8 dbHL rechts) recht erfreulich ausgefallen. Der Test kann beliebig oft wiederholt werden, um Veränderungen des Hörvermögens im Laufe der Zeit zu verfolgen.
■ Wie funktioniert das Hörgerät?
Laut US-Behörden sind die AirPods Pro 2 die erste offiziell zugelassene Hörhilfe, die ohne Rezept verfügbar ist. Wer den Test hinter sich hat, kann im Menü einstellen, wie er sich beim Hören helfen lassen möchte.
Es lässt sich unter anderem regeln, wie stark die Hörhilfe eingreifen soll, ob alles heller oder dunkler klingt und ob speziell Konversationen klarer zu hören sind. Die AirPods können auch in sehr lauten Situationen, zum Beispiel auf Konzerten oder auf Baustellen, den Klang dämpfen, um weitere Schäden am Gehör zu vermeiden.
■ Brauche ich dann keinen Ohrenarzt mehr?
Doch. Den Besuch beim Ohrenarzt kann und will Apple natürlich nicht ersetzen.
Weil jedoch 80 Prozent der Menschen ihr Gehör seit Langem nicht mehr haben überprüfen lassen, kann der Test ganz einfach daheim im Wohnzimmer zeigen, ob Handlungsbedarf besteht.
■ Und wie klingt das in der Praxis?
Erstaunlich gut. Je nach Grad der Unterstützung klingt die Umgebung oder klingen auch nur Stimmen deutlich lauter, klarer und besser verständlich. Das funktioniert, indem die äußeren Mikrofone der AirPods Stimmen oder Geräusche gezielt ins Innere des Ohrs leiten. Apple aktiviert die Hörhilfen nur für Menschen mit leichten bis mittleren Einschränkungen. Und die können nach den ersten Eindrücken tatsächlich profitieren.
■ Funktioniert das so gut wie ein echtes Hörgerät?
Das lässt sich so gar nicht vergleichen. Natürlich ersetzen die AirPods keine echten Hörgeräte – allein schon deshalb, weil ihre Akkus maximal sechs Stunden durchhalten und weil immer das verbundene iPhone in der Nähe sein muss. Und wer will schon den ganzen Tag die weißen Apple-Stöpsel im Ohr haben? Aber wer nicht mehr optimal hört, kann das Apple-Hörgerät in bestimmten Situationen tragen, im Theater, im Kino, beim Fernsehen oder bei Unterhaltungen in lauten Räumen und dann tatsächlich alles besser verstehen. Die Gesprächsverstärkungsfunktion kann die Verständlichkeit von Sprache in geräuschvollen Umgebungen um bis zu sechs Dezibel verbessern.
■ Welche Voraussetzungen brauche ich dafür?
Grundvoraussetzung sind ein iPhone ab dem XS von 2018 und die AirPods Pro 2. Apple verlangt für sie 279 Euro, im unabhängigen Handel geht es ab circa 240 Euro los. Die Software-Aktualisierung auf iOS 18.1, die gerade erschienen ist, bringt bereits den Hörtest nach Deutschland. Die Hörgeräte-Funktion folgt dann auch hierzulande in Kürze. Krankenkassen zahlen die AirPods übrigens (noch?) nicht.
■ Wie sieht die Zukunft der Funktion aus?
Apples Konkurrenten wie Google und Samsung dürften in absehbarer Zeit mit vergleichbaren Anwendungen nachziehen, die dann auch mit Android-Smartphones funktio- nieren. Experten rechnen damit, dass das Tragen von AirPods oder ähnlichen Im-Ohr-Kopfhörern als Hörgerät im Alltag normal sein wird. Die weite Verbreitung und Akzeptanz von AirPods könnte dazu beitragen, das Stigma traditioneller Hörgeräte zu reduzieren und mehr Menschen dazu ermutigen, sich um ihre Hörgesundheit zu kümmern.