Kleine Kunstwerke aus Keramik: ein mit Veneers verblendetes Gebiss. © Foto: Implaneo Dental Clinic
Alte Zähne, aber schon neue Haare: Klopp vor der Veneers-Behandlung 2012 (links) und nach seiner Haartransplantation 2013 (rechts). © Foto: dpa
Hat allen Grund zum Lächeln: Kult-Fußballtrainer Jürgen Klopp (57), hier bei der Verleihung des Verdienstordens des Landes Baden-Württemberg. Klopp ist gebürtiger Stuttgarter. © Foto: Bernd Weißbrod/dpa
München – Nicht jeder Mensch ist mit einem strahlend schönen Lächeln gesegnet, aber die moderne Zahnmedizin verfügt über eine Technik, der Natur auf die Sprünge zu helfen: sanft und schmerzfrei – vorausgesetzt, man besitzt das nötige Kleingeld für die Behandlung. Die Rede ist von Veneers. Ins Deutsche übersetzt, kennt man den Begriff eher aus der Möbelindustrie: Er bedeutet so viel wie Fassade. Aber mit Veneers lässt sich auch das Gebiss gehörig aufmöbeln. „Es handelt sich um hauchdünne Keramikschalen, die auf die echten Zähne geklebt werden. Sie haben eine Stärke von gerade mal 0,3 bis 0,5 Millimetern und sind von echten Zahnoberflächen optisch nicht zu unterscheiden“, erklärt der Münchner Zahnmediziner Dr. Christian Maischberger von der Implaneo Dental Clinic. „Damit lassen sich dauerhaft Form und Farbe der Zähne beeinflussen.“
So wie bei Jürgen „Kloppo“ Klopp oder auch dem früheren Bayern-Kicker Philippe Coutinho. Die beiden Fußball-Profis strahlen bereits seit einigen Jahren mit den Models aus der Zahnpasta-Werbung um die Wette. Sie sind populäre Gesichter eines Mega-Trends in der ästhetischen Zahnmedizin: Gerade in den USA entwickeln sich Veneers fast schon zum Status-Symbol und auch in Europa und Deutschland werden sie immer beliebter. Etwa 1500 bis 1800 Euro pro Zahn muss man in München für jeden einzelnen Zahn investieren. „In der Regel werden zehn Zähne im Oberkiefer verblendet, weil diese optisch besonders zum Tragen kommen. Dies ist allerdings sehr situationsabhängig, oft reichen auch schon vier oder sechs Veneers, um eine große Veränderung zu erzeugen. Manche Patienten möchten aber zusätzlich auch im Unterkiefer Veneers haben“, weiß Maischberger. In den allermeisten Fällen beteiligen sich die Krankenlassen nicht an den Kosten, so dass der Patient pro Kiefer eine Rechnung über 10 000 bis 20 000 Euro bekommt. Zum Vergleich: Ein einzelnes Zahnimplantat kostet im Großraum München etwa 3000 bis 6000 Euro, ein komplettes Gebiss aus festen dritten Zähnen schlägt mit etwa 20 000 bis 40 000 Euro zu Buche.
Die wertvollen Verblendschalen sind kleine Kunstwerke aus Keramik, die in Hightech-Dentallaboren hergestellt werden. Je nach Qualitätsstufe werden sie aus sogenannten Zirkon-Rohlingen (kleine Keramikblöcke) gefräst oder vom Zahntechniker in filigraner Handarbeit gefertigt. Der große Vorteil der Technik: „Man muss die Zähne nicht intensiv beschleifen wie beispielsweise beim Anbringen einer Krone, sondern nur etwas anrauen. Das reicht aus, um die Veeners mit einer speziellen Klebetechnik sicher befestigen zu können. Durch das Anrauen wird die Oberfläche gerade einmal um 0,3 bis 0,5 Millimeter abgeschliffen; für das bloße Auge ist diese Reduktion nicht zu erkennen, aber hocheffektiv. Denn die Oberfläche, an der der Spezialkleber haften soll, wird größer, der Kleber kann praktisch besser andocken, die Verbindung zwischen dem natürlichen Zahn und dem Veneer wird extrem stabil“, erläutert Zahnmediziner Maischberger die Behandlung.
„Eine Narkose ist zwar grundsätzlich möglich, aber eigentlich nicht nötig“, sagt der Experte von der Implaneo Dental Clinic. Die Behandlung erfolgt minimalinvasiv, die Zähne werden stärker geschont als bei anderen Versorgungstechniken. So muss der Zahn für eine Krone beispielsweise um fast 70 Prozent Zahnhartsubstanz reduziert werden. Dabei können Nervenfasern oder Blutgefäße beschädigt werden, die im Inneren des Zahnes verlaufen. Dies erhöht das Risiko, dass der Zahn abstirbt oder und anschließend sogar verlorengeht.
Diese Komplikation durch Beschleifen droht bei Veneers nicht. Trotzdem müssen die Zahnmediziner beim Einsetzen von Veneers besondere Sorgfalt walten lassen. So muss die Klebefläche absolut trocken sein. Bereits ein wenig Speichel kann ausreichen, um die Stabilität zu gefährden. Umgekehrt gilt: Professionell verankerte Veneers sind extrem stabil. Zum einen, weil sie aus langlebiger Keramik gefertigt werden. Zum anderen, weil der Druck auf den gesamten Zahn verteilt wird. Beim Einsetzen tragen die Spezialisten Lupenbrillen.
Für die Versorgung mit Veneers sind zwei Termine erforderlich: im ersten werden die Zähne beschliffen, ein digitaler Scan angefertigt und versorgen die betroffenen Zähne mit Provisorien versorgt. Etwa ein bis zwei Wochen später werden dann die individuell im Dentallbor vorbereiteten endgültigen Veneers eingesetzt. Sie halten bis zu 20 Jahre, wie wissenschaftliche Langzeituntersuchungen bereits gezeigt haben; bei guter Pflege oft auch länger. Wenn die Veneers professionell eingesetzt worden sind, spürt sie der Patient weder beim Kauen noch beim Sprechen.
Mitunter können Zahnmediziner heute dank der neuen Klebetechniken sogar Zahnlücken schließen oder in Teilen beschädigte Zähne reparieren. „Gerade im Frontzahnbereich lassen sich Klebebrücken sehr gut befestigen“, erläutert Maischberger. „Hier verfügt die moderne Zahnmedizin inzwischen über ein großes Spektrum, insbesondere durch die digitalen Planungsmöglichkeiten. Welche Versorgung letztlich sinnvoll ist, ist aber von Patient zu Patient verschieden.“