Kleines Gerät, große Wirkung: Der Angiodroid ermöglicht es, Blutgefäße mit weniger Kontrastmitteln und damit deutlich nierenschonender sichtbar zu machen. © Fotos: B. Claße/TUM
Gefäßcheck bei Grünlicht: Um Blutgefäße und Blutfluss auf dem Monitor besser beurteilen zu können, lässt Prof. Daniela Branzan den OP vorübergehend grün beleuchten.
München – Für Menschen mit Diabetes oder eingeschränkter Nierenfunktion bedeutet eine Gefäßuntersuchung oft Stress und Schmerzen: Iodhaltige Kontrastmittel, die ihre Blutgefäße sichtbar machen, können ihre ohnehin angegriffenen Gefäße und Organe weiter schädigen. Alternative Kontrastmittel waren in der manuellen Anwendung oft schmerzhaft für die Patienten. Doch jetzt gibt es im TUM Universitätsklinikum rechts der Isar Hoffnung dank Hightech: Als bayernweit erstes Zentrum setzt die Klinik und Poliklinik für Vaskuläre und Endovaskuläre Chirurgie seit Kurzem ein hochmodernes Angiografie-Gerät ein. Direktorin Prof. Dr. Dr. Daniela Branzan erklärt, wie das neue Verfahren funktioniert und warum für die Patienten die Untersuchung jetzt viel angenehmer ist.
Das TUM Universitätsklinikum (Klinikum rechts der Isar) setzt mit einem sogenannten „Angiodroid“ auf eine neue Technologie, die Kohlendioxid (CO₂) als Kontrastmittel verwendet. Der Clou: Der Angiodroid dosiert das Gas vollautomatisch und sorgt für eine präzise Druckregelung, die Schmerzen und Komplikationen minimiert. „Die manuelle CO₂-Gabe war früher eine technische Herausforderung, teils mit starken Schmerzen verbunden und dadurch sehr unangenehm für viele Patienten“, sagt Branzan. „Mit unserem neuen Hightech-Gerät gehören diese Probleme der Vergangenheit an.“
Seit rund zwei Monaten ist der Angiodroid am TUM Klinikum rechts der Isar in Betrieb. Bereits bei mehr als 25 Patienten wurde das neue System erfolgreich eingesetzt. Der Vorteil der innovativen Methode: CO₂ ist nicht nur nierenschonend, sondern auch eine Alternative für Menschen mit Kontrastmittelallergien. „In vielen Fällen können wir durch den reduzierten Einsatz von iodhaltigen Mitteln die Nierenfunktion bewahren und Krankenhausaufenthalte verkürzen“, so Prof. Branzan. Die Gefäßmedizinerin hat das System bereits am Universitätsklinikum Leipzig erprobt und dort über 200 Patienten erfolgreich behandelt. Ihre Erfahrung zeigt, dass die Methode nicht nur sicher, sondern auch effektiv ist. Mithilfe der CO₂-Angiografie können Gefäßkrankheiten wie Aneurysmen, Engstellen (Stenosen) oder Verschlüsse frühzeitig erkannt und behandelt werden – oft, bevor sie lebensbedrohlich werden.
Unter Prof. Dr. Dr. Daniela Branzan wird das TUM Universitätsklinikum an einer europaweit angelegten Studie teilnehmen und so helfen, viele Daten über die Anwendung zu sammeln. „Wir wollen die Methode kontinuierlich verbessern und die Vorteile für unsere Patienten maximieren“, erklärt sie.
Besonders bei komplexen Gefäßerkrankungen wie der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit soll das System gezielt eingesetzt werden. Für Prof. Branzan ist klar: „Der Angiodroid ist ein großer Fortschritt in der Gefäßmedizin, und wir sind stolz, diese Technologie als Erste in Bayern einzusetzen.“
SUSANNE HÖPPNER