Lieber erst mal den Beipackzettel lesen: Auch frei verkäufliche Medikamente können sehr unangenehme Nebenwirkungen haben. © Mauritius Images
München – Kopfschmerz, Sodbrennen, kleine Wunden – vermutlich hat jeder schon mal frei verkäufliche Arzneimittel gegen typische Alltagsbeschwerden besorgt oder hat sie für alle Fälle daheim im Medizinschrank. Dr. Oliver Abbushi erklärt Wirkungen, Risiken und natürliche Alternativen:
■ Schmerzmittel
Wirkung: Ibuprofen, Acetylsalicylsäure (ASS) und Voltaren zählen zu den nichtsteroidalen Analgetika und Antirheumatika (NSAR). Diese NSAR-Medikamente in Tabletten- bzw. Brausetablettenform (Aspirin) haben drei Wirkmechanismen: Sie lindern Schmerzen, senken Fieber und sind entzündungshemmend.
Gefahren: Durch eine verminderte Thromboxan-Produktion (betrifft speziell die Prozesse der Blutgerinnung und der Regulierung des Blutdrucks) kann es bei einem Ungleichgewicht in der Produktion zu einer übermäßigen Gerinnung oder zu Bluthochdruck kommen. Die häufigsten Komplikationen bei regelmäßiger Einnahme oder zu hoher Dosierung sind dann Magenschleimhautentzündungen. Dr. Oliver Abbushi: „Das kann bis hin zu ernsthaften Problemen wie Magen-Darm-Blutungen und Nierenversagen gehen. Vor allem Patienten mit einem empfindlichem Magen sollten bei der Einnahme ohne ärztliche Begleitung sehr, sehr vorsichtig sein.“ Dazu rät der Mediziner unbedingt zu einem Magenschutz.
Alternativen: Der Extrakt aus den Wurzeln der Heilpflanze Afrikanische Teufelskralle wird traditionell zur Linderung von Schwellungen und Schmerzen eingesetzt, insbesondere bei Gelenkbeschwerden. Weidenrindentee enthält natürliche Salicylate, die ähnlich wie Ibuprofen schmerzlindernd wirken können. Die natürlichen Blutverdünnungseigenschaften des Knoblauchs können als Alternative zu Aspirin dazu beitragen, die Blutgerinnung zu regulieren.
■ Fiebersenker
Wirkung: Der Wirkstoff in Paracetamol-Tabletten lindert Schmerzen und ist vor allem als Fiebersenker bekannt, allerdings wirkt Paracetamol nicht entzündungshemmend.
Gefahren: Eine der größten Gefahren von Paracetamol ist eine mögliche Leberschädigung, insbesondere bei Überdosierung. Auch Schädigungen der Magenschleimhaut gehören zu den Nebenwirkungen.
Alternativen: Weidenrinde hat schmerzlindernde Eigenschaften, bei Kopfschmerzen kann auch Pfefferminzöl helfen.
■ Beruhigung & Schlaf
Wirkung: Der Wirkstoff des Beruhigungs- und Schlafmittels Hoggar Night blockiert Rezeptoren für einen bestimmten Botenstoff, Histamin genannt. Über diese Blockade unterdrückt er eine durch das Histamin ausgelöste Gefäßerweiterung und vermehrte Durchblutung kleinster Blutgefäße (Kapillaren). Über diesen Mechanismus löst er die beruhigende und einschläfernde Wirkung aus. Dazu kommt auch noch Melatonin, das als natürliches Hormon bei der Regulierung des Schlaf-Wach-Rhythmus hilft.
Gefahren: Dr. Oliver Abbushi: „Bei einigen Medikamenten sind die Antihistaminika für die Wirkung verantwortlich, bei anderen für die Nebenwirkungen. Sie machen müde und das kann natürlich gefährlich sein, wenn es beispielsweise um die Fahrtüchtigkeit geht.“ Auch Kopfschmerzen am nächsten Tag werden immer wieder beschrieben.
Alternative: Baldrianwurzeltee wirkt beruhigend und entspannend. Das kann bei Schlafstörungen oder Unruhezuständen hilfreich sein.
■ Gegen Übelkeit
Wirkung: Der Stoff Dimenhydrinat im Medikament Vomex (Kapseln und Dragees) wirkt innerhalb von 30 Minuten gegen Übelkeit und Erbrechen. Es blockiert die Rezeptoren für Histamin und wirkt beruhigend.
Gefahren: Auch bei Vomex besteht die Gefahr, sehr müde zu werden. Deshalb sollte man besser nicht Auto fahren – speziell dann nicht, wenn Sie Medikamente gegen erhöhten Blutdruck nehmen. Das könnte zu einem Blutdruckabfall führen und damit die Müdigkeit noch verstärken.
Alternative: Pfefferminzöl kann Übelkeit lindern und die Verdauung fördern. Ein paar Tropfen auf ein Taschentuch geben und daran schnuppern kann hilfreich sein.
■ Heuschnupfen & Co.
Wirkung: Das Antihistaminikum Cetirizin ist eines der beliebtesten Arzneimittel zur Therapie von Heuschnupfen, allergischem Schnupfen, allergischer Bindehautentzündung oder Nesselsucht. Cetirizin hemmt die Freisetzung von Histamin, einem Mediator für allergische Reaktionen.
Gefahren: Ähnlich wie bei allen Antihistaminika. Sie können benommen machen und Kopfschmerzen verursachen.
Alternative: Quercetin ist ein natürliches Antihistaminikum, das in hoher Konzentration in Lebensmitteln wie Kapern, Liebstöckel oder auch Äpfeln vorkommt und allergische Reaktionen mildern kann.
■ Magenbeschwerden
Wirkung: Die Mixtur aus verschiedenen Heilpflanzen im Saft des Medikamentes Iberogast entspannt die Magen-Darm-Muskulatur und reguliert die Magenbewegung. Die Tropfen wirken schmerzlindernd, krampflösend, entblähend, säurehemmend und beruhigend.
Gefahren: Falls die Tropfen wie im Beipackzettel angegeben dosiert werden, gibt es keine nennenswerten Nebenwirkungen.
Alternativen: Kamillentee wirkt beruhigend auf den Magen und kann bei Krämpfen, Blähungen und Übelkeit helfen. Ingwertee hat entzündungshemmende Eigenschaften und kann ebenfalls bei Magenbeschwerden wie Übelkeit und Verdauungsproblemen unterstützen.
■ Durchfall
Wirkung: Die zu heftige Darmtätigkeit bei Durchfall wird durch den Wirkstoff Loperamid in den Hartkapseln des Medikaments Imodium verlangsamt und hilft dem Körper dadurch, Wasser und wichtige Nähstoffe zu behalten.
Gefahren: „Imodium ist wirklich nur für eine Akut-Situation gedacht“, erklärt Dr. Oliver Abbushi. Das Problem bei einer gehemmten Darmtätigkeit sei nämlich, dass die Krankheitserreger im Körper bleiben und nur langsam ausgespült werden. Zudem werde damit nicht die Ursache des Durchfalls bekämpft.
Alternativen: Der Gerbstoff Tanin in schwarzem Tee kann helfen, Durchfall zu lindern und den Stuhlgang zu regulieren. Heidelbeeren enthalten übrigens ebenfalls Gerbstoffe, die positive Wirkungen haben können.
■ Magenschutz
Wirkung: „Falls wir z. B. Ibuprofen verordnen, geben wir immer auch einen Magenschutz wie Pantoprazol dazu“, erklärt Dr. Abbushi. Die Tabletten hemmen die Produktion von Magensäure. Das Medikament hilft auch bei der Abheilung von Magengeschwüren.
Gefahren: Nur selten kann es zu Kopfschmerzen oder Durchfall kommen. Das Medikament kann bei längerfristiger Einnahme die Aufnahme von Magnesium, Kalzium und Vitaminen stören.
Alternative: Leinsamen können auf natürliche Weise die Magenschleimhaut schützen und bei Magenproblemen wie Sodbrennen helfen.
■ Sodbrennen
Wirkung: Der Wirkstoff Hydrotalkit in der Kautablette Talcid ist ein Mineral. Es neutralisiert überschüssige Magensäure und hilft so Symptome wie Sodbrennen und Magenbeschwerden zu lindern, die Schleimhaut des Magens zu schützen und Reizungen zu reduzieren.
Gefahren: Bei langfristiger Einnahme kann es zu Störungen im Elektrolythaushalt kommen. Die Aluminiumverbindungen können Verstopfung und die Magnesiumverbindungen Durchfall auslösen.
Alternative: Heilerde hat absorbierende Eigenschaften, die überschüssige Magensäure binden kann.
■ Wund- und Heilsalbe
Wirkung: Der Wirkstoff Dexpanthenol z. B. in der Salbe Bepanthol fördert die Regeneration der Haut und die Bildung neuer Hautzellen, ist zudem desinfizierend. „Die Wund- und Heilsalbe ist gut zur Behandlung von Schürfwunden“, so der Experte.
Gefahren: Selten kommt es zur allergischen Reaktion.
Alternative: Die traditionelle Ringelblumensalbe hat entzündungshemmende und wundheilende Eigenschaften, eignet sich gut für die Behandlung von kleinen Verletzungen und Hautirritationen.
DO