Training im Fitness-Studio lohnt sich bis ins hohe Alter

von Redaktion

Trainingserfolg lebt von Regelmäßigkeit: Prof. Martin Halle steigt auch im Büro in freien Minuten immer wieder auf seinen Crosstrainer. © Foto: Felix Hörhager

Sogar in Seniorenheimen wird trainiert – wie hier Ursula (li.) und Nicole Abbrederis beim bestform-Programm im Awo-Seniorenpark Oberschleißheim. © Foto: Marcus Schlaf

München – Die moderne Sport- und Präventionsmedizin kämpft immer noch gegen einen großen Irrtum an, der sich hartnäckig in vielen Köpfen hält: „Für Training ist man nie zu alt oder zu krank – im Gegenteil: Wenn man im Alter nicht trainiert, baut man in einem dramatischen Ausmaß Muskelmasse ab“, betont Professor Martin Halle von der TU München. Deshalb plädiert der Präventionsmediziner dafür, dass auch hochbetagte Menschen regelmäßig ins Fitness-Studio gehen. „Das lohnt sich wirklich und ist auch gerade im Winter angesichts der oft schlechten Witterungsverhältnisse eine sehr sinnvolle Alternative“, sagte Halle jetzt zu entsprechenden Anfragen aus unserer Leserschaft.

Der Hintergrund: „Wenn wir nicht gezielt trainieren, verlieren wir bis zum 80. Geburtstag etwa 50 Prozent unserer Muskelmasse“, erläutert Halle. Damit steige auch das Risiko für Stürze, Brüche, Bettlägerigkeit und soziale Isolation. Um diesen Kreislauf zu unterbrechen, sei insbesondere Kraft- und Koordinationstraining enorm wichtig. „Zu Hause kann man mit einfachen Übungen bereits viel erreichen. Dabei gilt die Devise: lieber moderat, dafür aber regelmäßig üben. Gerade mit steigendem Alter ist es sinnvoll, betreut zu trainieren. Viele Fitness-Studios bieten diese Möglichkeit heute an und haben auch speziell auf Senioren ausgerichtete Trainingsprogramme.“

Sogar in Senioreneinrichtungen spielt das Thema Bewegung eine immer größere Rolle. In mehreren oberbayerischen Heimen und Residenzen nehmen hochbetagte Menschen weit jenseits der 80 regelmäßig am bestform-Programm teil – ein spezielles Bewegungsprogramm mit seniorengerechten Geräten, das Sportwissenschaftler der TU München mit Unterstützung der Beisheim-Stiftung entwickelt haben. Wie effektiv es ist, zeigte sich heuer im Ergebnis einer der weltweit größten Studien ihrer Art, die das Münchner Wissenschaftler-Team demnächst in der Fachpresse veröffentlichen will. Danach verbesserten sich die Leistungswerte der meisten Teilnehmer eklatant. Das wesentliche Fazit: „Wer im Alter regelmäßig trainiert, dem geht es besser. Und wer gar nicht trainiert, dem geht es schlechter“, erläutert Halle.

Gezieltes Training hilft dabei, gefürchtete Stürze zu vermeiden – nach Einschätzung von Altersmedizinern eine der größten Gefahren für ein selbstständiges Leben bis zum Schluss. 28 Prozent der über 65-Jährigen und 34 Prozent der über 85-Jährigen, die zu Hause leben, stürzen mindestens einmal im Jahr. In fünf bis zehn Prozent der Fälle ziehen sich die Sturzopfer Knochenbrüche, größere Platzwunden oder Kopfverletzungen zu.

Wer regelmäßig ins Fitness-Studio geht, der verringert nicht nur das Sturzrisiko, sondern beugt auch sozialer Isolation vor. „Es tut einfach gut, die Freude an der Bewegung mit anderen zu teilen“, weiß der Präventionsmediziner. Doch auch jene Senioren, die kein solches Indoor-Programm absolvieren möchten, sollten unbedingt auf regelmäßige Bewegung achten: „Sie kann bis ins hohe Alter viel bewirken. Wenn man täglich nur zehn Minuten zügig spazieren geht, reduziert sich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes um 20 Prozent.“ Der Erfolg stellt sich schnell ein. Ein deutlich verbesserter Muskelstoffwechsel, eine erhöhte Elastizität der Gefäße und eine verbesserte Herzfunktion lassen sich in vielen Fällen schon nach sechs bis acht Wochen feststellen.“
BEZ

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