Ein Handy fürs Kind: Zehn wichtige Tipps

von Redaktion

Was eine Expertin für Medienkompetenz Eltern und Großeltern zu Weihnachten rät

Kinder vergessen häufig völlig die Zeit, wenn sie mit ihrem Handy spielen. Die Zeiten sollten Eltern jedoch konsequent begrenzen und selbst Vorbild sein. © Mauritius Images

Ein sehr wichtiger Moment: Dieser Vater richtet das neue Handy zusammen mit seinem Sohn ein und erklärt ihm dabei ganz genau wichtige Funktionen. © Mauritius Images

München – Ein eigenes Smartphone steht auf vielen Weihnachts-Wunschzetteln der Kinder ganz oben. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt dafür? Kinder möchten immer früher ein Handy besitzen, vor allem wenn Freunde und Klassenkameraden bereits eines haben. Gleichzeitig beobachten sie täglich, wie Eltern oder ältere Geschwister mit digitalen Geräten umgehen. Das führt bei Eltern oft zu Unsicherheiten: Wie vermeidet man Risiken wie Cybermobbing oder unkontrollierte In-App-Käufe? Wie stellt man sicher, dass der Nachwuchs den Umgang mit Smartphone und Apps verantwortungsvoll lernt? Und welches Modell sollte man überhaupt kaufen? Antworten auf diese Fragen gibt Franziska Klemm, Expertin für Medienkompetenz bei der KKH Kaufmännische Krankenkasse. Sie erklärt, wie Eltern und Großeltern den Einstieg in die digitale Welt kindgerecht gestalten können – ohne Sicherheitsrisiken und Stress unterm Weihnachtsbaum. Hier sind ihre zehn wichtigsten Tipps:

1. Der richtige Zeitpunkt

Ein eigenes Handy sollte nicht überstürzt angeschafft werden. Es ist sinnvoll, dass Kinder zunächst mit einem Familiengerät den richtigen Umgang üben. „Einen allgemeingültigen richtigen Zeitpunkt gibt es nicht“, erklärt Franziska Klemm. „Wichtig ist jedoch, dass das Kind schrittweise Selbstständigkeit erlangt. Die Nutzung eines elterlichen Geräts kann eine Übergangsphase überbrücken.“

2. Nicht das neueste Modell

Kinder brauchen nicht gleich das neueste Smartphone. „Letztendlich muss man die Wünsche der Kinder mit dem Familienbudget in Einklang bringen“, so Klemm. Ein älteres Modell oder sogar ein klassisches Tastenhandy reichen oft für den Anfang. „Vielen Eltern geht es erst mal darum, dass das Kind erreichbar ist – mehr nicht“, sagt Klemm. „Ein gebrauchtes Gerät ist ideal, denn in Kinderhänden geht schnell etwas kaputt.“ Sie rät zudem, ein Smartphone zu wählen, mit dem Eltern selbst vertraut sind: „Nur wenn ich es selbst kenne, kann ich mein Kind sicher begleiten.“

3. Gemeinsam einrichten

Die erste Handy-Einrichtung ist der perfekte Moment, um wichtige Regeln zu erklären. Eltern sollten Apps und Funktionen mit ihrem Kind gemeinsam auswählen und einstellen. „Das Handy muss kindgerecht eingerichtet werden“, rät Franziska Klemm. „Erklären Sie Ihrem Kind, warum beispielsweise der Standort deaktiviert bleibt oder bestimmte Apps nicht heruntergeladen werden dürfen.“

4. Sichere Apps

Kinder sollten mit sinnvollen Apps starten. Eltern können auf unabhängigen Plattformen (siehe Infokasten) nach geprüften Empfehlungen suchen. „Reine Kinder-Apps ohne Werbung, InApp-Käufe oder Glücksspiel sind optimal“, erklärt Klemm. Wichtig sei auch, die Apps mit dem Kind zu installieren: „Das gibt Ihnen die Kontrolle und erlaubt, die Inhalte vorher zu prüfen.“

5. Schutz offen besprechen

Sicherheitsfunktionen am Smartphone – wie Kindersicherungen oder gesperrte Seiten – sind wichtig, sollten aber immer transparent mit dem Kind besprochen werden. „Es hilft nichts, heimlich etwas einzustellen“, warnt Klemm. „Kinder müssen verstehen, warum bestimmte Einschränkungen sinnvoll sind. Nur so lernen sie, selbst verantwortungsbewusst mit dem Gerät umzugehen.“

6. Medienkompetenz

Medienkompetenz sollte früh trainiert werden. Eltern können ihre Kinder dabei spielerisch mit einbeziehen, zum Beispiel in Form eines kleinen Quiz-Spiels zum Thema Datenschutzeinstellungen. „Fragen Sie Ihr Kind: Wo sind die Datenschutzeinstellungen? Was passiert, wenn wir diese deaktivieren?“, schlägt Franziska Klemm vor. „Das stärkt das Bewusstsein, auch für scheinbar kleine Entscheidungen.“

7. Familienregeln

Handyregeln sollten für die gesamte Familie gelten – nur so bekommen Kinder ein gutes Vorbild. „Ich finde es wichtig, dass die Geräte bei Familienausflügen oder beim Essen zur Seite gelegt werden – und zwar von allen, auch von Vater und Mutter“, sagt Klemm. „Auch nachts sollte das Smartphone nicht im Kinderzimmer liegen. Es hilft, eine zentrale Ladestation im Flur einzurichten.“

8. Zeitlimits

Feste Zeitlimits können Kinder beim Umgang mit Medien unterstützen. „Ich empfehle, ein Wochenkontingent zu nutzen“, sagt Klemm. „Zum Beispiel zehn Minuten pro Tag pro Lebensjahr – flexibel verteilt über die Woche. So lernt das Kind, sich Zeit einzuteilen, und es bleibt Raum für Aktivitäten wie Schule, Sport und Schlaf.“

9. Cybermobbing & Co.

Eltern sollten das Vertrauen ihres Kindes stärken, um in schwierigen Situationen wie Cybermobbing rechtzeitig ins Gespräch zu kommen. „Ich bin kein Fan davon, Kinder heimlich zu überwachen“, betont Klemm. „Stattdessen sollte man sie im Alltag begleiten. Lassen Sie sich von Ihrem Kind zeigen, was im Klassenchat passiert oder welche Webseiten es besucht hat.“ Ihr Kind muss wissen, dass Sie ihm jederzeit zur Seite stehen. Gerade dann, wenn es Fehler gemacht hat.

10. Eltern als Vorbilder

Kinder orientieren sich immer an ihrem direkten Umfeld. „Wenn Eltern aber selbst viel Zeit am Smartphone verbringen, wird es schwierig, einem Kind einen bewussten Umgang zu vermitteln“, sagt Klemm. Sie rät, Offline-Zeiten bewusst vorzuleben: „Zeigen Sie Ihren Kindern, dass andere Dinge Vorrang haben – etwa Zeit mit der Familie oder ein Hobby.“
SUSANNE HÖPPNER

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