Böller-Dauerfeuer: Ab 85 Dezibel wird‘s kritisch für die Ohren

von Redaktion

Knalltrauma, Hörsturz und Tinnitus drohen – Was ein Hörakustiker-Meister zum Schutz empfiehlt

Ab 85 Dezibel wird‘s kritisch: Viele empfinden Lärm erst ab einem Schallpegel von 125 Dezibel als extrem unangenehm. In Deutschland verkauftes Feuerwerk darf laut Vorschrift nicht lauter als 120 Dezibel sein. © Bundesinnung der Hörakustiker (biha)

München – Je lauter, desto besser – das ist für viele Feuerwerk-Fans am Jahresende der größte Spaß. Doch für das empfindsame menschliche Ohr ist diese Art der Geräuschkulisse eigentlich die reine Hölle. Schlimmer noch: Das Gehör kann durch Feuerwerk und Böllerkanonade irreversibel geschädigt werden. Das gilt ganz speziell für Kinderohren. Eberhard Schmidt, Präsident der Bundesinnung der Hörakustiker (biha), sagt: „Explodiert ein Feuerwerkskörper nahe am ungeschützten Ohr, ist das Risiko für ein Knalltrauma und bleibenden Hörverlust besonders hoch.“ Bereits bei einer anhaltenden Lärmeinwirkung ab etwa 85 Dezibel (dB) kann das Gehör unumkehrbaren Schaden nehmen, „auch wenn einige Menschen erst Lautstärken von über 125 Dezibel als persönliche Schmerzgrenze empfinden.“ Das gilt insbesondere bei plötzlichen Geräuschen mit einem hohen Schalldruckpegel, wie etwa einem lauten Knall oder einem Schuss. Damit die Silvesterknallerei zum Jahreswechsel nicht zu einer bleibenden Hörbeeinträchtigung führt, hat der Hörakustiker-Meister Ratschläge:

■ Stöpsel in beide Ohren

Schmidt empfiehlt: „Wer sein Gehör bestmöglich vor Langzeitschäden schützen will, sollte immer Gehörschutz tragen, wenn es laut wird. Das gilt nicht nur, aber besonders zu Silvester.“ Neben einfachen Einweg-Ohrstöpseln gibt es auch individuell maßgefertigten Gehörschutz vom Hörakustiker. „Dieser ist klein, sitzt perfekt und kaum spürbar im Gehörgang und lässt sich jahrelang wiederverwenden. Darin können zudem Filter eingesetzt werden, die schädlichen Lärm abschirmen, aber Stimmen verständlich durchlassen.“ So erhält nur der Krach, aber nicht die Party-Stimmung einen Dämpfer. Individueller Gehörschutz könne darum nicht nur für Silvester eine sinnvolle Investition in die eigene Hörgesundheit sein, sondern auch für Musikfestivals oder Diskobesuche, so Schmidt.

■ Kinderohren schützen

Als Pädakustiker ist Hörakustiker-Meister Eberhard Schmidt zusätzlich auf das empfindliche Kindergehör spezialisiert. „Ein lauter Knall nah am Ohr reicht, um das Gehör lebenslang zu schädigen. Um bei Kindern einem frühen lärmbedingten Hörverlust bestmöglich vorzubeugen, sollten sie keinen großen Lautstärken ohne Gehörschutz ausgesetzt werden. Das gilt für einen Stadionbesuch ebenso wie fürs Silvesterfeuerwerk“, sagt Schmidt. Für Kinder eigne sich beispielsweise auch Kapselgehörschutz, sogenannte „Micky-Mäuse“, der für die Kleinen einfach zu handhaben ist.

■ Abstand halten

Je näher am Ohr Explosionsgeräusche stattfinden, desto größer ist das Risiko für eine Hörschädigung. Darum rät der Präsident der Bundesinnung der Hörakustiker: „Unbedingt Abstand zu Lärmquellen halten, je weiter, desto besser. Mit zunehmender Entfernung zwischen einem Explosionsknall und dem Gehör sinkt der Schalldruckpegel und damit die Gefahr fürs Gehör, Schaden zu nehmen.“

■ Hilfe bei Knalltrauma

Ein watteartiges, dumpfes Gefühl, ein Rauschen, Piepen oder Dröhnen in den Ohren können Anzeichen für ein Knalltrauma, einen Hörsturz oder Tinnitus sein. Halten solche Symptome an oder verschlimmern sie sich, sollten sie ärztlich schnellstmöglich abgeklärt werden. Aber selbst, wenn sie schnell wieder abklingen und man vermeintlich wieder normal hört, empfiehlt Schmidt, das Gehör in regelmäßigen Abständen überprüfen zu lassen. „Ein professioneller Hörtest beim Hörakustiker oder HNO-Arzt gehört zur Gesundheitsvorsorge. Er gibt Gewissheit, ob bereits eine Hörschädigung vorliegt oder droht. Dadurch erhält man die Chance, einen Hörverlust frühzeitig zu versorgen und mit modernen digitalen Hörsystemen auszugleichen. So lässt sich Lebensqualität bewahren“, sagt der Hörakustik-Meister.
DOP

Artikel 5 von 5