Wirbelsäulenkatheter entlastet bedrängte Nervenwurzeln

von Redaktion

Das Einspritzen der Medikamente bewirkt ein Schrumpfen von störendem Gewebe. © Foto: Ramona Müller

Millionen Patienten leiden an Rückenschmerzen – und viel zu viele landen unterm Messer. Dabei kennt die moderne Wirbelsäulen- und Schmerzmedizin eine Fülle von minimalinvasiven Behandlungsmöglichkeiten, die Beschwerden oft auch ohne OP gut lindern können. Dazu gehören beispielsweise Infiltrationen. Dabei werden schmerz- und entzündungshemmende Medikamente unter Röntgenkontrolle direkt an die Strukturen der Wirbelsäule gespritzt, die die Beschwerden verursachen. Als besonders effektiv – unter anderem belegt durch eine große internationale Langzeitstudie – gilt der Wirbelsäulenkatheter. Das ist ein dünner, steuerbarer Schlauch, der im unteren Bereich der Wirbelsäule in den Spinalkanal eingeführt wird, während sich der Patient in einer leichten Dämmerschlafnarkose befindet. Wenn der Katheter perfekt sitzt, wird er mit einem Hautfaden vernäht, um ein Verrutschen zu verhindern.

„Der Wirbelsäulenkatheter eröffnet uns gleich zwei Möglichkeiten“, erläutert Dr. Reinhard Schneiderhan. „Zum einen können wir damit störendes Bandscheiben-, Weichteil- und Narbengewebe, das auf die Nervenwurzel drückt, behutsam ablösen. Zum anderen leiten wir durch den Katheterschlauch einen Medikamenten-Cocktail exakt dorthin, wo der Schmerz entsteht. Die Lösung besteht aus Schmerzmitteln und einem zehnprozentigen Kochsalz-Enzym-Gemisch. Der wichtigste Effekt: Dem störenden Gewebe wird durch eine Art Transportprozess, der in der Fachsprache Osmose heißt, Flüssigkeit entzogen. Dadurch schrumpft es, der Druck auf die Nervenwurzel verschwindet dauerhaft.“ Diese Einspritzungen werden mehrfach wiederholt. Je nach Schweregrad und vorheriger Dauer lassen die Beschwerden oft rasch nach.

Die Behandlungsmethode eignet sich für Patienten mit Bandscheibenvorfällen oder mit kombinierten Spinalkanalstenosen. Das sind kombinierte Einengungen aus Bandscheibengewebe und aus knöchernem Verschleiß. Zudem kann der Wirbelsäulenkatheter Patienten helfen, die bereits operiert worden sind und seitdem unter Schmerzen durch Narbengewebe leiden.
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