Unangenehm: Eine Frau leidet unter Mundgeruch. © Foto: Mauritius Images
München – Unangenehmer Atem ist ein Tabuthema, dabei sind Millionen Menschen davon betroffen. Nach Schätzungen der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie leidet in Deutschland jeder Vierte gelegentlich unter Mundgeruch, sechs Prozent haben sogar täglich damit zu kämpfen. Der Fachbegriff heißt Halitosis. Wer dieses Problem hat, sollte unbedingt einen Kontrolltermin beim Zahnarzt vereinbaren. „In 90 Prozent der Fälle entsteht der übel riechende Atem in der Mundhöhle. Er wird meistens von Bakterien verursacht, genauer gesagt von Stoffwechselprozessen bestimmter Erreger“, erläutert Dr. Christian Maischberger, ärztlicher Leiter der Implaneo Dental Clinic in München. Der Experte rät zu einer gründlichen Diagnostik. Zwar sind Zahnbeläge der häufigste Auslöser von Mundgeruch, doch in manchen Fällen können auch Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes oder im Hals-Nasen-Ohren-Bereich dahinterstecken.
Bei Mundgeruch aus der Mundhöhle können Zahntaschen eine Rolle spielen. Sie bilden sich im Rahmen einer Parodontitiserkrankung. „Dabei siedeln sich Bakterien in Taschen rund um die Zahnhälse an“, so Maischberger. „Darin können sich die Bakteriengut vermehren.“ Im fortgeschrittenen Stadium lockern sich die Zähne und fallen letztlich aus. Dass die Zahnbakterien oft auch für den unangenehmen Atem verantwortlich sind, wurde in mehreren wissenschaftlichen Studien belegt. Danach bestehe ein direkter Zusammenhang zwischen dem Ausmaß infizierter Zahnfleischtaschen und der Stärke von Mundgeruch.
Doch die Parodontitiskeime können nicht nur Mundgeruch hervorrufen, sondern auch die Entstehung schwerer Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems befeuern. „Über die Blutbahn können sich die Keime im gesamten Körper ausbreiten und schweren Schaden anrichten“, erklärt Maischberger und nennt Beispiele: „Gefürchtet sind beispielsweise Herzklappenerkrankungen oder auch Gefäßerkrankungen, die einen Schlaganfall oder Herzinfarkt auslösen können.“ Zudem können die Bakterien Protheseninfekte bei künstlichen Gelenken verursachen. Solche Komplikationen ziehen oft mehrere operative Eingriffe nach sich.
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