Wohnung frei: Nistkasten für Waldkäuze. © LBV/Geidel
Großer Kopf: Rauhfußkauz. © LBV/Moning
Sucht Eulenpaten: LBV-Expertin Isabel Rohde. © Schlaf
Markantes Gesicht: die Schleiereule ist ein Kulturfolger. © LBV/Rosl Roessner
Ein Zuhause unterm Dach: Der Waldkauz ist anpassungsfähig und die häufigste Eule in Deutschland. © LBV/Rosl Roessner
Beeindruckendes Naturschauspiel: Ein Uhu bei der Jagd, er ist unsere größte heimische Eulenart und geschützt. Dadurch erholen sich die Bestände. © LBV/Marcus Bosch
München – „Münchens Eulen brauchen Hilfe“, sagt Isabel Rohde, Vogelexpertin beim LBV München. „Das Problem ist, dass natürliche Nistmöglichkeiten stark zurückgehen. Wir haben im Süden und Osten von München zwar noch große Forsten, und weil Eulen einen großen Aktionsradius haben, kommt ihnen das auch zugute. Aber auch dort fehlen alte dicke Totholzbäume, in denen womöglich bereits der Schwarzspecht eine Höhle angelegt hat. Die Verkehrssicherungspflicht macht es oft unmöglich, solche Bäume stehen zu lassen. Eine Alternative sind Nistkästen, die von Eulen durchaus angenommen werden.“
Über 150 Nistkästen hat der LBV in Stadt und Landkreis aufgestellt. Gesucht sind ehrenamtliche Helfer, die geschult, eingearbeitet und kontinuierlich vom LBV betreut werden. „Man arbeitet im Team, die Teams bestehen aus mindestens zwei Personen, man kann sich auch direkt zu zweit anmelden“, erklärt Rohde. Eine Voraussetzung ist es, bis zu fünf Meter schwindelfrei eine Leiter hochgehen zu können. „Wenn einer im Team schwindelfrei ist, genügt das“, lächelt Rohde. Eulen mögen nämlich saubere und leere Immobilien, so ein Betreuer ist dann auch Reinigungskraft und zudem ein Naturgucker, der eben auch bereits besetzte Behausungen findet. Hornissen oder auch mal Fledermäuse können dort leben. Dann ist der organisierte Rückzug angesagt, Zwangsräumungen gibt es keine!
Eulen beginnen schon ab Februar mit der Balz. Es herrscht Damenwahl, die Dame ist auch deutlich größer als das männliche Tier. „Männchen und Weibchen müssen sich zudem erst einmal finden“, erklärt die Expertin. „Wälder werden immer dichter, das liegt am hohen Nitrateintrag aus den Feldern. Eulen brauchen aber Lichtungen, um jagen zu können. Der ideale Wald wäre licht, die Waldohreule braucht es strukturreich.“ Eulen jagen auch draußen über Freiflächen, aber es gibt Arten, die komplett im Wald bleiben. Denn die großen Eulen schlagen durchaus auch die kleineren, Deckung ist in jedem Fall sicherer. Das Wohl der Eulen hängt in hohem Maße davon ab, ob es ein gutes Mäusejahr ist. „Dann geht es ihnen besser, in schlechten Mäusejahren schlagen sie auch mal Schlangen oder Frösche oder eben auch kleinere Arten.“
Da ist noch viel, was man über Eulen nicht weiß, „die nächtliche Lebensweise hat lange auch die Forschung erschwert. Aber genau das fasziniert eben all jene, die uns helfen wollen. Dieses Eintauchen ins Nachtleben der Tiere ist etwas ganz Besonderes“, sagt Rohde begeistert. Der Sperlingskauz ist hingegen tag- und dämmerungsaktiv und etwa so groß wie ein Star. Er jagt erfolgreich Kleinvögel, oft Buchfinken und Tannenmeisen, zu gut 50 Prozent erlegt er tatsächlich Vögel. Und weil das so ist, reagieren vor allem Tannenmeisen mit großer Panik auf die Rufe des Sperlingskauzes. Das ist Alarm im Wald, dessen Anwesenheit heißt nichts Gutes!
Die nachtaktiven Eulen zeichnen sich durch den geräuscharmen Flug aus: Im Verhältnis zum Körpergewicht haben Eulen eine große Flügelfläche, was das Geräusch dämpft. Zudem haben die Flugfedern der meisten Gattungen einen weichen Rand. Eulen jagen akustisch und optisch. Sie haben ein ausgeprägtes Gehör: Wo andere Vogelarten kleine runde Ohröffnungen haben, besitzen Eulen schlitzförmige Ohröffnungen, die fast so lang wie die Kopfhöhe sind. Der Gesichtsschleier der Eulen lenkt zudem den Schall in Richtung ihrer Ohren.
Bewegliche Ohrläppchen vor und hinter der Ohröffnung sind mit kurzen, harten Federn ausgestattet und unterstützen die Geräuschortung. Der Teil des Gehirns, in dem sich das Gehörzentrum befindet, ist sehr gut entwickelt. Bei der Schleiereule z.B. wurden 95 000 Nervenzellen festgestellt, bei der Krähe sind es im Vergleich nur 27 000.
Eulen jagen also akustisch, aber auch optisch: Große, nach vorne gerichtete Augen ermöglichen es, Gegenstände sowie Beutetiere räumlich zu sehen und Geschwindigkeiten und Abstände abzuschätzen. Das nennt man binokulares Sehen. Die Augen selbst sind unbeweglich, stattdessen können die Tiere ihren Kopf bis zu 270° drehen, wodurch das Gesichtsfeld stark erweitert wird.
Zudem haben sie einen Greiffuß mit scharfen Krallen: Der Fuß der Eulen besitzt vier Zehen. Die äußerste Zehe ist als Wendezehe ausgebildet und kann sowohl nach vorn als auch nach hinten gedreht werden. Sie sind einfach perfekt ausgestattet, nur ihre Tischmanieren lassen zu wünschen übrig. Eulen verschlingen die Beute in großen Bissen und speien Knochen, Haare und Federn, zu Kugeln geballt, als sogenanntes Gewölle wieder aus!
Eulenpate werden
Betreuung und Pflege der Nistkästen; zwei bis drei Tage pro Jahr, frei wählbar von November bis Anfang März; unverbindlicher Infoabend für Interessierte: 28. Januar, 18:30 Uhr (ca. 1,5 Stunden), Naturschutzzentrum München, Anmeldung erforderlich: isabel.rohde@lbv.de oder 089-200 270 75