Herz-Dramen: Wie Angehörige mitleiden

von Redaktion

Experten warnen vor Stress-Symptomen, Ängsten, Depressionen und körperlichen Folgen

Frankfurt – Wegen eines Herzinfarkts liegen in Deutschland jedes Jahr etwa 190 000 Menschen in Kliniken. Ist ein Notfall eingetreten – egal ob es sich um einen Infarkt, einen überlebten Herzstillstand oder eine Herz-OP handelt –, verändern sich das bisherige Leben sowie die Aufgabenverteilungen in Familie oder Partnerschaft schlagartig. An erster Stelle für den schwer kranken Patienten, aber genauso für sein persönliches Umfeld. Daher benötigen auch Angehörige nicht selten qualifizierte Hilfe, um die Belastungen noch aushalten zu können.

Prof. Christoph Herrmann-Lingen von der Deutschen Herzstiftung: „Häufig bindet die erkrankte Person als Epizentrum des erschütternden Ereignisses so viel Aufmerksamkeit, Fürsorge und Aktivität, dass für einen angemessenen Umgang mit den Schwierigkeiten der Angehörigen wenig Raum bleibt.“ Angehörige von Herzpatienten könnten Zeichen von psychischem Stress wie Ängste, Depression, unklare körperliche Beschwerden oder posttraumatische Stresssymptome entwickeln, die in ihrer Intensität und in ihren Auswirkungen im Alltag denjenigen der direkt medizinisch Betroffenen in nichts nachstehen, ergänzt Psychotherapeut Jonas Nagel.

So kann es für die älteren Kinder des Schwerkranken besonders schwierig sein, dass sie möglicherweise plötzlich Aufgaben des – vielleicht alleinerziehenden – Elternteils übernehmen müssen. Hinzu kommen in der Familie manchmal auch eine große Unsicherheit über die Belastungsgrenzen des Herzkranken und eine übermäßige Rücksichtnahme mit dem Patienten, die dann wiederum bei ihm auch noch zum Problem werden kann. Statt sich abzukapseln, ist es daher aus Sicht von Psychotherapeut Jonas Nagel für alle Beteiligten sinnvoll, gemeinsam über die Situation zu reden.
BERND KREUELS

Informationen der Herzstiftung

Die Herzstiftungs-Zeitschrift „Herz heute“ (4/2024) mit dem Titel „Krank ist man nie allein“ widmet sich den Angehörigen von Herzpatienten. Ein Probeexemplar kann kostenfrei bei der Herzstiftung unter Tel. 069 95 51 28-400 oder unter www. herzstiftung.de/bestellung angefordert werden.

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