Wie Sie Gefäßleiden an der Haut erkennen

von Redaktion

Rot, blau, weiß, bronzefarben, schwarz: Veränderungen nicht auf die leichte Schulter nehmen

Berlin – Verfärbungen an der Haut verraten mehr über die Gesundheit, als man glaubt. Sie sind nicht selten äußerliche Vorboten für Krankheiten, die unter der Haut bereits aktiv sind. Deshalb sollten sie nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Bronze, rot, blau, schwarz oder weiß – das sind die Elemente der Farbpalette, die vor Gefäßschäden warnen. Und das ist wichtig für bis zu zehn Prozent der Bevölkerung in Deutschland, die an Durchblutungsstörungen in Armen und Beinen leiden. Ursachen dafür sind Verengungen in den Arterien oder geschwächte Venen. Diese Gefäßschäden können unterschiedliche Auswirkungen haben: schlecht heilende Wunden und Schmerzen, aber eben auch Hautveränderungen. Die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG) rät zu Wachsamkeit.

■ Rote Stellen

Wem am Bein eine hartnäckige rote Stelle auffällt, die nicht nur schmerzt, sondern auch noch anschwillt, der sollte keinesfalls versuchen, diesen Beschwerden nur geringe Bedeutung beizumessen. Denn solche Rötungen an Zehen, Füßen oder Unterschenkeln können Alarmzeichen für eine Infektion der Haut oder des darunter liegenden Gewebes und auch Folge einer mangelhaften Durchblutung sein. „Solche Hautinfektionen an den unteren Extremitäten treten mitunter im Zusammenhang mit der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) oder einer Venenschwäche auf“, berichtet Dr. Thomas Karl, Leiter der Kommission Hygiene, Wunde und septische Gefäßchirurgie der DGG.

Heilen diese Entzündungen nicht ab und tritt Fieber auf, dann führt kein Weg an einem sofortigen Arztbesuch vorbei. Außerdem ist vielleicht weitere Diagnostik an einem Gefäßzentrum notwendig.

■ Das Blue-toe-Syndrom

Noch verdächtiger wird es, wenn sich die Zehen blau verfärben, weil unter anderem Herzinsuffizienz, eine Venenthrombose oder eine Durchblutungsstörung der Arterien drohen könnten. „Beim sogenannten Blue-toe-Syndrom, einer speziellen Form der arteriellen Durchblutungsstörung, verstopfen Ablagerungen der Gefäßwand die kleinsten Blutgefäße im Fuß – das ist sogar ein Notfall“, warnt der DGG-Experte. Kritisch wird es, wenn ein Fuß leichenblass wird und zudem Gefühls- sowie Beweglichkeitsstörungen auftreten. „Betroffene sollten sofort eine Gefäßchirurgie aufsuchen“, lautet Karls Rat. Ganz bitter: Wenn die Gefäße nicht mehr wieder durchlässig gemacht werden können, ist möglicherweise sogar eine Amputation unumgänglich.

■ Weiß-blau-rot

Mit dem Tricolore-Phänomen an Fingern und der Hand, das auf die drei Farben Weiß-Blau-Rot der französischen Nationalflagge anspielt, wird eine Durchblutungsstörung beschrieben, die bei Frauen viel häufiger ist als bei Männern und für die ein dreiphasiger Farbwechsel typisch ist: Zunächst setzt ein Gefäßkrampf ein, der eine Minderversorgung mit Sauerstoff auslöst – die Haut wird blass. Danach weiten sich die Venen, was zu einer bläulichen Verfärbung führt. Schließlich kommt es zu verstärkter Durchblutung, die die Haut rötet. Auslöser dafür können oft Kälte oder emotionale Belastungen sein. Das ist Gott sei Dank in der Regel harmlos, man sollte halt zu starke Kälte vermeiden.

■ Bronze-Flecken

Nicht zu unterschätzen sind hingegen bronzefarbene Flecken am Unterschenkel, denn dahinter kann sich eine Venenschwäche verbergen. „Die Venenklappen schließen in einem solchen Fall nicht mehr richtig“, erläutert Karl. Weil sich dadurch Blut in den Beinen staut und Druck entsteht, tritt Blutfarbstoff ins Gewebe, der die Haut bräunlich verfärbt.

Das ist ein möglicher Hinweis auf Krampfadern, Geschwüre oder offene Wunden. Angeraten ist dabei eine Kompressionstherapie, beispielsweise mit Kompressionsstrümpfen, oder leider auch operative Maßnahmen.

■ Schwarze Hautstellen

Gar nicht zu spaßen ist mit schwarzen Hautstellen. Erst einmal ist es in einigen Fällen ein Warnhinweis für einen bösartigen Hautkrebs. Aber auch abgestorbenes Gewebe, das nicht mehr durchblutet wird, könne schwarz aussehen, erklärt der Gefäßexperte. Wer an Diabetes leidet und diese sogenannten Nekrosen an seinen Zehen oder Füßen feststellt, muss umgehend zu einer Gefäßchirurgie, um die abgestorbenen Partien zu entfernen. Dramatisch wird es, wenn der Prozess schon sehr weit fortgeschritten ist und es auch noch zu einer Infektion kommt, denn dann ist eine Amputation häufig unausweichlich.

■ Therapieansätze

„Mit einem Stent, einem Bypass oder einer Ausschälplastik können wir die arterielle Durchblutung wieder verbessern“, beschreibt Karl die Therapieansätze der Gefäßzentren für alle Hautveränderungen, die als Folge verengter Arterien oder schwacher Venen entstehen. Bei Krampfadern kommen außerdem Operation, Verödung oder Laser infrage. Dadurch wird nicht nur das Venensystem entlastet, sondern häufig auch die Optik verschönert.
BERND KREUELS

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