Gefahr durch E-Zigaretten

von Redaktion

Unterschätzte Gefahr: Ein Mann raucht eine E-Zigarette. Das ist gefährlicher als viele Raucher denken. © Foto: Gentsch/dpa

Heidelberg/Berlin – Viele Menschen, vor allem mit Bluthochdruck, denken, das sogenannte Vapen von E-Zigaretten sei als harmloser Ersatz gesünder als das Rauchen herkömmlicher Glimmstängel. Die modernen Lifestyle-Produkte mit fruchtigen Aromen sind deshalb besonders bei jungen Leuten immer beliebter geworden.

Die Deutsche Hochdruckliga warnt aber: E-Zigaretten mit oder ohne Nikotin können das Herz-Kreislauf-System stark belasten und das Risiko für einen Herzinfarkt und einen Schlaganfall erhöhen. Das ist besorgniserregend, denn Bluthochdruck ist schon der größte Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und betrifft etwa 20 bis 30 Millionen Erwachsene in Deutschland.

„Schon wenige Züge an einer E-Zigarette können den Blutdruck signifikant erhöhen“, erklärt Prof. Christian Ott von der Deutschen Hochdruckliga. „Wiederholte Blutdruckspitzen belasten das Herz-Kreislauf-System erheblich.“ Der systolische Blutdruck – der „höhere Wert“ – kann nach dem Dampfen einer nikotinhaltigen E-Zigarette mächtig ansteigen. Dabei handelt es sich um einen unterschätzten Effekt, weil er bis zu 45 Minuten anhält. Das ist dreimal länger als bei den altbekannten Zigaretten. Beim Konsum ausschließlich von E-Zigaretten ist das Herzinfarktrisiko um 34 Prozent höher, auch bei Personen, die zuvor keine herkömmlichen Kippen geraucht hatten.

153 schädliche Inhaltsstoffe

Doch E-Zigaretten haben noch weitere negative Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System: Nikotin, Bestandteil vieler E-Liquids, erhöht die Herzfrequenz. Der oxidative Stress sowie Entzündungsreaktionen in den Gefäßen begünstigen überdies die Entwicklung von Arteriosklerose.

Ferner können selbst die Inhaltsstoffe von Liquids ohne Nikotin problematisch sein: Die Analyse von 180 Aromen hat gezeigt, dass beim Erhitzen zahlreiche problematische Substanzen wie Formaldehyd und Acrolein entstehen. Die Forscher zählten 127 akut toxische, 153 gesundheitsgefährdende und 225 reizende Stoffe im Vaper-Dampf. Beigemischte Aromastoffe oder Öle können beim Einatmen weitere Gesundheitsrisiken in sich bergen.

Aktuelle Studien haben außerdem gezeigt, dass mehr Schüler regelmäßig zur E-Zigarette als zum herkömmlichen Produkt greifen. „Viele junge Menschen unterschätzen die Suchtgefahr und die gesundheitlichen Risiken, die mit dem Dampfen einhergehen. Wir müssen dem Irrglauben entgegenwirken, dass Dampfen eine sichere Alternative zum Rauchen ist“, warnt daher Professor Ott, denn zwei bis drei Prozent der jüngeren Menschen seien von erhöhtem Blutdruck betroffen.

Eine allgemeingültige Aussage zu den Langzeitfolgen von E-Zigaretten lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht treffen, da die Vielfalt so groß ist, dass die gesundheitlichen Auswirkungen je nach Typ unterschiedlich sein können. Bluthochdruckpatienten sollen jedenfalls wissen, dass Vapen nicht unbedenklich ist. Und: „Für E-Zigaretten gilt das Gleiche wie für Tabak: Wer gesund sein will, lässt die Finger davon“, betont Ott.

Ein schnellstmögliches Verbot von Einweg-E-Zigaretten fordert ferner die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). „Die neue Bundesregierung darf keine Zeit verlieren und sollte nach der Wahl sofort handeln, um eine neue Generation von Nikotinabhängigen zu verhindern“, erklärt Professor Wolfram Windisch, DGP-Präsident und Chefarzt der Lungenklinik an den Kliniken der Stadt Köln.

Deutschland dürfe in diesem Punkt des Gesundheitsschutzes anderen Ländern nicht weiter hinterherhinken. In der vergangenen Woche hat der französische Senat das Verbot von Einweg-E-Zigaretten verabschiedet, Belgien ist diesen Schritt schon vorher gegangen.

„Die Vielzahl der auf dem Markt angebotenen Aromastoffe für E-Zigaretten spricht natürlich besonders Jugendliche an und trägt dazu bei, dass das Suchtpotenzial bei dieser Zielgruppe deutlich erhöht wird“, betont Professor Reiner Hanewinkel, Leiter des Instituts für Therapie- und Gesundheitsforschung in Kiel. 2024 hatten 12,8 Prozent der Kinder im Alter von 9 bis 13 Jahren schon einmal E-Zigaretten probiert. Unter den 14- bis 17-Jährigen waren es schon 37,5 Prozent. Die Zahl erwachsener E-Zigaretten-Nutzer lag zuletzt geschätzt bei mehr als zwei Millionen.

Eine EU-Batterie-Verordnung sieht vor, dass Einweg-E-Zigaretten bis Ende 2026 in der EU vom Markt genommen werden müssen. „Doch die Gesundheit orientiert sich nicht an den Fristen einer politischen Verordnung. Es muss jetzt gehandelt werden – Deutschland darf beim Thema Nikotin- und Tabakprävention nicht länger Schlusslicht Europas sein“, sagt Windisch.

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