Angst vor der Diagnose Blutkrebs

von Redaktion

Prof. Dr. Tobias Herold Chefarzt Klinik für Hämatologie Onkologie, Stammzelltransplantation und Palliativmedizin München Klinik Bogenhausen

Ich verstehe sehr gut, dass Sie beunruhigt sind. Der Brustkrebs ist endlich überstanden – und nun wirft dieser genetische Befund bei Ihnen viele neue Fragen auf. Bei der Untersuchung Ihres Tumorgewebes wurde eine Mutation entdeckt, die später auch im Blut nachgewiesen wurde. Das klingt zunächst sehr beängstigend, ist aber oft harmlos zu erklären: In jeder Gewebeprobe befinden sich auch Blutanteile, sodass man manchmal auf Veränderungen stößt, die gar nicht vom Tumor, sondern aus der Blutbildung stammen. Solche Befunde nennen wir „klonale Hämatopoese“. Das bedeutet: Einzelne blutbildende Zellen tragen eine Mutation und vermehren sich langsam. Das ist bei älteren Menschen häufig und in den meisten Fällen kein Hinweis auf Blutkrebs. Entscheidend sind die Blutwerte: Sind diese stabil – also normale Mengen an roten und weißen Blutkörperchen und Blutplättchen –, liegt keine Erkrankung vor. In Ihrem Fall sind die Werte unauffällig. Daher besteht kein Hinweis auf eine erneute Krebserkrankung. Wichtig ist lediglich, den Befund langfristig im Blick zu behalten. Und scheuen Sie sich bitte nie, bei Unsicherheiten ihre behandelnden Ärzte ganz offen um Erklärungen zu bitten.

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