Hightech für die Herz-Operation

von Redaktion

Moderne Hochleistungsmedizin: Im Hybrid-Operationssaal des Herzzentrums haben die Ärzte viele Hightech-Geräte zur Verfügung. Sie werden im Artikel unten erklärt. © Foto: Dr. Elda Dzilic/Herzzentrum

München – Die technische Entwicklung in der Herzchirurgie gibt immer mehr Patienten allen Anlass zur Hoffnung – gerade denjenigen, für die eine Herz-OP noch vor wenigen Jahrzehnten zu riskant gewesen wäre. Das Alter allein ist heute kein Hinderungsgrund mehr, und sehr oft sind Begleiterkrankungen bzw. die Folgen während des Eingriffs inzwischen gut beherrschbar. So kam im Deutschen Herzzentrum des TUM Klinikums sogar schon mal eine hundertjährige Patientin sicher unters Messer. „Diese Dame war zugegebenermaßen eine Ausnahme, aber sehr viele unserer Patienten pendeln um das 80. Lebensjahr – insbesondere dann, wenn ihre Herzklappe in minimalinvasiver Kathetertechnik ersetzt wird“, berichtet Professor Markus Krane, Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie. Für solche Eingriffe nutzt sein Spezialisten-Team Hybrid-Operationssäle. „Sie sind eine Kombination aus herkömmlichem Operationssaal und Herzkatheterlabor mit bildgebenden Verfahren wie Angiografieanlagen oder Ultraschallgeräten“, erläutert Krane. Am kommenden Samstag stellt das Herzzentrum seine Hightech-Einrichtungen beim Tag der offenen Tür des TUM Klinikums vor (siehe Kasten).

Der große Vorteil der Hybrid-Operationssäle: „Darin können wir sowohl Operationen am offenen Herzen als auch minimalinvasive Eingriffe vornehmen – mit allen technischen Möglichkeiten der modernen Herzchirurgie.“ Dazu zählt etwa der Ersatz der Aortenklappe mit der TAVI-Technik, das Herzzentrum gehört zu den Pionieren dieser Methode. Dabei wird die neue Herzklappe auf kleinstes Packmaß zusammengelegt, durch einen dünnen Schlauch bis zum Herzen transportiert und dort entfaltet. Seit einigen Jahren wenden die Experten auch für die Mitralklappe ein Katheterverfahren an. Für diese Klappe zwischen dem linken Herzvorhof und der linken Herzkammer steht eine Prothese namens Tendyne zur Verfügung, in der Fachsprache heißt der Eingriff Transkatheter-Mitralklappenimplantation (TMVI). Auch für die Trikuspidalklappe zwischen dem rechten Herzvorhof und der rechten Herzkammer gibt‘s seit dem vergangenen Jahr ein Kathetermodell. Produktname: Evoque.

Das OP-Zentrum als Herzstück der Hochleistungsmedizin: Neben zwei Hybrid-Sälen verfügt das Herzzentrum über drei hochmoderne herkömmliche Operationssäle. Dort werden ausschließlich Eingriffe unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine durchgeführt – bei Erwachsenen und bei Kindern. Für Mädchen und Buben gibt es in dem 1974 gegründeten Herz-Expertenzentrum des TUM Klinikums an der Lazarettstraße eine eigene Spezialklinik. Insgesamt nehmen die Münchner Herzchirurgen jedes Jahr 2500 Operationen bei Erwachsenen vor, darunter 600 Eingriffe mit Kathetertechnik und mehr als 1300 Operationen am offenen Herzen mit der Herz-Lungen-Maschine.

Neue Techniken für schonende Operationen: Gerade bei Herzklappenerkrankungen schöpft das Ärzte-Team des Herzzentrums aus einem sehr großen Erfahrungsschatz und besitzt viel Know-how. Es gilt aber auch als Innovationstreiber bei anderen schonenden Behandlungsmethoden. „Wir können immer öfter darauf verzichten, bei Eingriffen mit der Herz-Lungen-Maschine das Brustbein zu durchtrennen. Stattdessen nutzen wir kleinere Schnitte seitlich am Brustkorb. Durch diese Schlüsselloch-Chirurgie erholen sich unsere Patienten schneller und sind früher wieder voll belastbar. Zudem haben sie dann keine Narbe in der Mitte der Brust“, weiß Herzchirurgie-Chef Krane. Derzeit bereitet er sich mit seinen Kollegen auf den Einsatz eines neuen OP-Robotersystems vor. „Wir würden uns sehr wünschen, die modernste Robotertechnologie unseren Patienten in der Landeshaupstadt München anbieten zu können. Das wäre auch ein weiteres Ausrufezeichen im Rahmen der Highmed-Agenda, die die Bayerische Staatsregierung vorantreibt.“ Eine Weiterentwicklung des Modells Da Vinci, das viele Patienten bereits aus der Urologie und Bauchchirurgie kennen, soll im nächsten Jahr für die Herzchirurgie zertifiziert werden. Für die Einführung dieser Robotik in München kämpft Krane mit besonders viel Herzblut, weil er während seiner Zeit am weltberühmten Yale New Haven Hospital in den USA die Vorteile dieser innovativen Technik hautnah miterlebt hat. Aus Yale kehrte Krane vor knapp zwei Jahren als neuer Chef der Herz- und Gefäßchirurgie ans Deutsche Herzzentrum München zurück.

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