Ein Test ersparte 20 Jahre Dialyse

von Redaktion

Vor 21 Jahren hat Prof. Michael Fischereder (li.) bei Ottmar Leitenberger eine Nierenerkrankung erfolgreich therapiert. Ein hoher Blutdruck brachte den Mediziner auf die Spur. © Marcus Schlaf

München – Einen zu hohen Blutdruck haben viele. Deshalb rechnete Ottmar Leitenberger vor gut zwei Jahrzehnten nicht damit, dass er ernsthaft krank war, erzählt der 79-jährige Münchner. In seinem Beruf als Experte für Informationstechnologie hatte er viel zu tun, und deshalb nahm er die Alarmzeichen für seine Erkrankung nicht so gut wahr. „Ich dachte, das ist einfach der Stress“, erinnert sich der Münchner. Erst als er beruflich kürzertrat, merkte er, dass er sich schlechter fühlte als früher.

Seine Hausärztin wurde stutzig, da sie in einer Urinprobe Eiweiß feststellte – und mahnte, man müsse dem auf den Grund gehen, auch wegen dem erhöhten Blutdruck. „Ich bin dankbar, dass die Hausärztin und dann auch mein Urologe so hartnäckig waren und mich drängten, der Ursache auf den Grund zu gehen“, sagt Ottmar Leitenberger, „Das hat mich gerettet!“ Die Ärzte schickten ihn zum Nierenexperten Prof. Michael Fischereder, und der stellte fest, dass die Nieren des damals 58-Jährigen schlecht arbeiteten, da er an einer Nierenerkrankung litt. „Befindet sich Eiweiß im Urin, ist die Filterleistung der Niere schlecht“, erklärt Prof. Michael Fischereder, der seit 15 Jahren die Nephrologie am LMU-Klinikum leitet. Die Nierenerkrankung von Ottmar Leitenberger entdeckte er in der Nephrologischen Ambulanz im LMU-Klinikum in der Innenstadt. Sein Patient litt an IgA-Nephritis, auch Morbus Berger genannt. Das ist eine Autoimmunerkrankung, bei dem das Immunsystem fälschlicherweise die Nieren angreift und dort eine Entzündung auslöst.

Prof. Fischereder behandelte Ottmar Leitenberger damals mit Cortison, um die Entzündung zu hemmen. Heute gibt es viel gezielter wirkende und weniger belastende Medikamente bei Nierenerkrankungen, erklärt Prof. Fischereder. „Durch das Stoppen der Entzündung verhinderten wir, dass die Nieren des Patienten noch mehr Schaden nehmen konnten, und ersparten ihm so, dass er sein Blut künstlich reinigen lassen muss, also per Dialyse“, erklärt der Nierenexperte. Prof. Fischereder betont: „Die Dialyse kostet jeden Patienten in jedem Alter zwei Drittel seiner Lebenserwartung – je jünger, desto mehr Jahre.“

Übrigens: Die Dialyse ist noch relativ neu, am LMU-Klinikum gab es sie erst ab 1960. Und sie ist wertvoll für Menschen, deren Nieren unumkehrbar geschädigt sind. Erkennt man die Nierenerkrankung früh, so wie bei Ottmar Leitenberger, kann ein fortschreitender und unumkehrbarer Nierenschaden verhindert werden. „Das sollte für jeden einen Anreiz geben, die Funktion seiner Niere testen zu lassen“, sagt der Patient.

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