Neues Hirnschrittmacher-System gegen Parkinson

von Redaktion

Patient in Würzburg erfolgreich operiert – Stimulation des Gehirns jetzt noch genauer steuerbar

Neue Hoffnung für Parkinsonpatienten: In der Uniklinik Würzburg ist Mitte Juni erstmals in Deutschland einem 69-jährigen Betroffenen eine neuartige Elektrode ins Gehirn eingesetzt worden. Das gab die Universität bekannt. Die Elektrode diene der tiefen Hirnstimulation, heißt es. Diese gilt den Angaben zufolge als die am langfristigsten wirksame Behandlungsmöglichkeit für die fortgeschrittene Parkinson-Erkrankung, die zu einer Fehlfunktion des motorischen Netzwerks des Gehirns führt.

Parkinson kann verlangsamte Bewegungen, Zittern, Muskelsteifheit und Schwierigkeiten beim Gleichgewicht und bei der Koordination mit sich bringen. Wenn die Krankheit voranschreitet, führt das bei Betroffenen zu massiven Einschränkungen im Alltag.

Die Stimulation lindere die Symptome von Bewegungsstörungen, indem die eingebauten Elektroden im Gehirn zarte elektrische Impulse an bestimmte Gehirnregionen sendeten. Im Idealfall ließen sich so Symptome wie Zittern, Muskelsteifheit und verlangsamte Bewegungen reduzieren. Das Besondere an den neuen Elektroden sei die Anzahl von 16 Kontakten, heißt es. Das seien doppelt so viele wie bei anderen Elektroden, sodass die Stimulation im Gehirn sehr genau steuerbar sei und damit individueller an die Bedürfnisse der Patienten anpassbar. Das gelte sowohl für die Implantation selbst als auch für Veränderungen der Symptome im Verlauf der Krankheit.

Die Elektroden seien mit einem ebenfalls neuen Hirnschrittmacher verbunden, der unterhalb des Schlüsselbeins unter der Haut implantiert werde, so die Mitteilung weiter. Ergänzt werde das Verfahren durch eine neue Software. Durch diese könnten Ärzte die Stimulation auf Basis der Hirnbilder von Betroffenen entwerfen, berechnen und simulieren. Die Elektroden könnten so besser angesteuert werden. Darüber hinaus werde die Austestung der individuellen Stimulationsprogramme leichter und schneller.

Der behandelte Patient sei nun, rund drei Wochen nach dem Eingriff, glücklich über die bereits eingetretenen Verbesserungen, so die Uniklinik. Aktuell leben mehr als 1,2 Millionen Menschen in Europa mit Parkinson. Diese Zahl könnte voraussichtlich bis 2030 auf das Doppelte ansteigen, schätzen Experten.DPA

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