Auch Bargeld ist nicht anonym

von Redaktion

Neue Software ermöglicht die Ermittlungsbehörden die Verfolgung von Seriennummern

Auch Zahlungen mit Bargeld sind nicht zwingend anonym. Moderne Software kann die Seriennummern verfolgen. © Julian Stratenschulte/dpa

Viele Bargeld-Fans sind überzeugt: Wenigstens die Scheine in der Tasche sind anonym. Doch die Realität sieht längst anders aus. Denn moderne Technik macht es möglich: Immer mehr Automaten, Geldzählmaschinen und Kassensysteme erfassen routinemäßig die Seriennummern von Banknoten. Ob am Fahrkartenautomaten, im Supermarkt oder beim Geldtransport – überall werden diese Daten gesammelt. Ein deutsches Start-up – das vorerst anonym bleiben möchte – hat daraus ein Geschäftsmodell gemacht.

Es bietet Ermittlungsbehörden eine Schnittstelle zu einer riesigen Datenbank, in der die Wege der Scheine nachvollziehbar werden. Die Polizei kann so die Historie einzelner Banknoten abrufen – und das längst nicht mehr nur in Ausnahmefällen. Das ermöglicht es, Bargeldbewegungen mit Personen zu verknüpfen – etwa, wenn jemand Geld am Automaten abhebt und die Bank die Seriennummern speichert. Wird später mit einem dieser Scheine bezahlt, lässt sich nachvollziehen, wer ihn ursprünglich erhalten hat.

So entsteht eine digitale Spur, die sich mit weiteren Daten wie Videoaufnahmen oder Kartenzahlungen kombinieren lässt. Daraus können Ermittler Bewegungsprofile und sogar Rückschlüsse auf persönliche Vorlieben, Routinen oder sensible Lebensbereiche ziehen – etwa Arztbesuche, politische Aktivitäten oder private Gewohnheiten. „Das sind Informationen, die andere nichts angehen“, warnt Schleswig-Holsteins Datenschutzbeauftragte Marit Hansen. Auch der Linken-Bundestagsabgeordnete Luke Hoß sieht die Gefahr, dass Bargeld-Tracking tiefe Einblicke ins Privatleben ermöglicht.

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