Prof. Christian Stief Direktor Urologie LMU Klinikum
Eine atone Harnblase bedeutet, dass die Harnblase keine Kraft mehr hat, sich zu kontrahieren, also sich zusammenzuziehen. Damit klappt auch die Entleerung nicht mehr gut. Eine so geschwächte Harnblase beim Mann ist meist Folge einer lange vernachlässigten gutartigen Prostatavergrößerung. Hierdurch entstand dann eine sogenannte obstruktive Prostata, die Beschwerden beim Wasserlassen verursacht, da die Harnröhre verengt ist.
Selten gibt es eine solche Störung aber auch als Folge von Nervenschädigungen, in diesen Fällen ist dann meist ein Bandscheibenvorfall oder ein Unfall die Ursache. Ganz selten ist eine atone Harnblase Folge einer Polineuropathie, also einer Erkrankung des peripheren Nervensystems, bei der mehrere Nerven gleichzeitig geschädigt sind, oder von Medikamenten. In Ihrem Fall macht es Sinn, bei einem Urologen abklären zu lassen, ob eine Verkleinerung der Prostata und damit eine Verringerung des Auslasswiderstands möglich und sinnvoll ist. Und das Wasserlassen dann wieder möglich ist. Medikamente oder ein sogenannter Harnblasenschrittmacher helfen in den seltensten Fällen, da die Muskulatur der Harnblasenwand nicht mehr oder fast nicht mehr vorhanden ist.