So hilft Sport Kindern mit Krebs

von Redaktion

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Gemeinsam zu sporteln macht Freude: Prof. Irene Teichert-von Lüttichau (Leiterin) turnt mit Patientin Lucie (9). © Marcus Schlaf

In Bewegung bleiben, Spaß haben und den Körper spüren: Sporttherapeutin Christina Schuster zeigt einer kleinen Patientin in der Kinderonkologie München Schwabing eine Dehnungsübung. © Marcus Schlaf

München – In der Schule gehört Sport zum Pflichtprogramm für Kinder und Jugendliche, doch erkranken sie schwer, beispielsweise an Krebs, dann ist es leider noch immer keineswegs Standard, dass die kleinen Patienten neben medizinischer Behandlung auch Sport angeboten bekommen. „Im Krankenhaus ist der Fernseher Standardausstattung, nicht aber ein Sportangebot“, bedauert Prof. Irene Teichert-von Lüttichau, Leiterin des Schwerpunkt Pädiatrische Hämatologie und Onkologie am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, einer Kooperation der München Klinik und des TUM Klinikums.

Die Kinderonkologin merkt in der täglichen Arbeit, wie wichtig das Sportangebot für die Kinder auf der Station, während der intensiven Therapie, aber auch in der Nachsorge ist. „Gerade in der Onkologie müssen unsere Patienten oft über eine lange Zeit in der Klinik bleiben und regelmäßig wiederkommen. Da ist es wichtig, neben der medizinischen Behandlung auch andere Gesichtspunkte zu berücksichtigen, hierzu gehören insbesondere Bewegung und Sport“, sagt die Kinderkrebsexpertin. Um hier den Kindern und Jugendlichen maßgeschneiderte Angebote machen zu können, kooperiert die Kinderonkologie München Schwabing mit dem Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie der Technischen Universität München (TUM). Seit 2016 gibt es das Sportprogramm.

„Die meisten Kinder und Jugendlichen sind sofort begeistert, und diejenigen, die anfangs zögerlich reagieren, sind spätestens nach einer Woche leidenschaftlich mit dabei“, sagt PD Dr. Sabine Kesting, sportwissenschaftliche Leitung des Sportteams der kinderonkologischen Abteilung. Von Montag bis Freitag versuchen die vier Mitarbeiterinnen des Projekts, allen Kindern in der Kinderonkologie Sport anzubieten – individuell auf den Gesundheitszustand und das Alter angepasst. „Sport und Bewegung bleiben auch bei einer Krankheit wichtig“, sagt Sabine Kesting. Denn eigentlich empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation WHO jeden Tag mindestens eine Stunde Sport und Bewegung. Und Studien bei erwachsenen Krebspatienten zeigen, dass Sport insbesondere bei Darmkrebs und auch Brustkrebs die Heilungschancen verbessert und das Wiederauftreten der Krebserkrankung zu verhindern hilft.

Bei krebskranken Kindern gibt es solche Studien bislang nicht. „Aber es ist klar, dass Sport positive Wirkungen hat“, sagt Sportwissenschaftlerin Jennifer Queisser: „Sport fördert das Wohlbefinden, motiviert die Kinder und lässt sie den Klinikalltag und die Sorgen wegen ihrer Krankheit zumindest kurzzeitig vergessen. Zudem unterstützt Sport während der Behandlung bei der späteren Wiedereingliederung. Wenn sich ein Kind während langen Therapien zu wenig bewegt, verliert es Kraft und Ausdauer und kann seinen Alltag nicht mehr gut bewältigen.“ Sport fördert die Lebensqualität, betont Prof. Irene Teichert-von Lüttichau. Das Sportprogramm in der Kinderonkologie München Schwabing ist übrigens rein durch Spenden und Forschungsgelder finanziert, da die Krankenkassen die Kosten bisher nicht übernehmen. Hauptförderer sind die Initiative krebskranke Kinder München e.V., die Jonas Viskorf Stiftung und DuMusstKämpfen. „Unser Ziel ist es, dass Sporttherapie Teil der Regelversorgung wird“, betont die Kinderkrebsexpertin.S. SASSE

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