Rücken wird zur Achillesferse

von Redaktion

Ultraschalluntersuchung: Dr. Kiechle zeigt auf die Sehne (schwarz), darunter Fettgewebe und Muskulatur.

Fördert die Durchblutung: Dr. Martin Kiechle behandelt die Achillessehne mit fokussierter Stoßwelle.

Klinische Diagnostik: Dr. Martin Kiechle untersucht die Achillessehne seines Patienten Christian Siller. © Fotos: Andrea Jaksch

Starnberg/München – Christian Siller (52) spielt leidenschaftlich Tennis – auf ambitioniertem Amateurniveau in der Südliga 1. Bei einem Trainingslager in Kroatien bekam er zunehmend Schmerzen und Bewegungseinschränkungen an der Achillessehne. Sein Orthopäde und Sportmediziner Dr. Martin Kiechle (43) von der Praxis Ortho-Sports untersuchte den Hobbysportler buchstäblich von Kopf bis Fuß – klinisch, also mit seinen Händen sowie mit Ultraschall-Scans und Magnetresonanztomografie (MRT). Das Ergebnis der ganzheitlichen Diagnostik: mehrere kleinere „Baustellen“, die auf Dauer in der Summe zu einem größeren Problem geführt hatten.

„Beschwerden an der Achillessehne beginnen oft in der Wirbelsäule. So können beispielsweise die Iliosakralgelenke blockiert sein oder eine Fehlfunktion der Wirbelsegmente vorliegen. Wenn der Körper diese Störungen zu kompensieren versucht, können muskuläre Fehlbelastungen entstehen, die dann die Achillessehne zu sehr unter Zug setzen“, erklärt Kiechle.

Bei seinem Patienten Siller kam auch noch eine Blockade des Sprunggelenks hinzu. „Das Tückische an dieser Kombination ist, dass sowohl der untere Rücken als auch das Sprunggelenk zunächst nicht zwingend Schmerzen verursachen müssen. Oft bildet sich an der Achillessehne in einem schleichenden Prozess über Wochen und Monate eine Verdickung. Diese bereitet den Patienten aber häufig erst dann heftige Schmerzen, wenn als Folge eine Entzündung entsteht“, erläutert Kiechle, der sich mit seinen Kollegen Dr. Sebastian Torka und Dr. Felix Schneider an ihren Praxisstandorten München und Starnberg unter anderem auf die Behandlung von Muskel- und Sehnenverletzungen spezialisiert hat.

Sind die verschiedenen Auslöser der Achillessehnenbeschwerden im Rahmen einer ganzheitlichen Untersuchung enttarnt, legen die Spezialisten einen gezielten Behandlungsplan mit aufeinander abgestimmten konservativen Behandlungsschritten fest. Im Fall von IT-Projektleiter Siller begann er mit einer Serie von hocheffektiven Spritzen.

■ Kein Kortison

Bei dieser Injektionstherapie verzichtete sein Orthopäde Kiechle allerdings auf den aggressiven Entzündungshemmer Kortison, sondern verwendete stattdessen biologische Wirkstoffe – darunter Actovegin, Traumeel und Vitamin-B-12- haltige Mittel. „Diese Substanzen aktivieren den Stoffwechsel, fördern die Durchblutung und hemmen Entzündungsprozesse. Die hypertone, also die gestresste Muskulatur wird gelockert“, erläutert der Starnberger Mediziner.

■ Triggerpunkte

Dabei werden zunächst millimetergenau mehrere Nadeln an sogenannte Trigger- und Tenderpunkte gesetzt. Das sind Schlüsselstellen bei der Schmerzentstehung, die zuvor ertastet bzw. ermittelt worden sind. Ein lokales Betäubungsmittel sorgt dafür, dass die Einstiche kaum schmerzen. Die Nadeln werden in Serie gesetzt. Erst wenn alle Nadeln an den richtigen Stellen sitzen, werden die Medikamentenmischungen eingespritzt.

Insgesamt erhielt Siller drei Injektionsserien am Rücken und fünf an der Achillessehne. Parallel dazu bekam der Hobbysportler aus Fürstenfeldbruck eine fokussierte Stoßwellentherapie. Diese Variante eignet sich noch besser als die klassische radiale Stoßwellenbehandlung, um viel Energie in die Tiefe des Gewebes zu leiten. „Dadurch wird die Durchblutung des Gewebes gesteigert. Die Stoßwelle hilft dabei, die Entzündungskaskade zu durchbrechen und damit ein Abklingen der Sehnenverdickung zu erreichen“, erklärt Kiechle.

Zudem musste Tennis-Fan Siller den Schläger ein paar Wochen in die Ecke stellen. Stattdessen absolvierte er ein gezieltes Athletiktraining, um die Fehlbelastungen auszumerzen und die Muskulatur zu stärken. Flankierend dazu ließ er sich osteopathisch behandeln. Am Ende ging der ganzheitliche Behandlungsplan voll auf. „Schon nach kurzer Zeit ließen meine Beschwerden und auch die Bewegungseinschränkungen spürbar nach“, berichtet Siller. Inzwischen steht er wieder schmerzfrei auf dem Court und seine Achillessehne wird auch bei schnellen Richtungswechseln nicht mehr zur Achillesferse.

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