Hamburg – Die Mehrheit der Patienten fühlt sich beim Arzt nicht ausreichend ernst genommen. Dies ergab eine repräsentative Umfrage der HanseMerkur-Krankenversicherung. Bei den bis zu 30-jährigen Frauen berichten sogar 87 Prozent von dieser Erfahrung. Für 59 Prozent der Menschen in Deutschland berücksichtigt das Gesundheitssystem zu wenig, dass Frauen anders erkranken als Männer (Beispiel Herzinfarkt). Dass es zu wenig Informationsangebote zum Thema Frauengesundheit gibt, kritisiert fast die Hälfte der Befragten (47 Prozent).
Auch der Blick in die Praxis zeigt: Frauen werden bei Arztbesuchen häufig nicht ernst genug genommen, wie die Hamburger Gynäkologin Dr. Natella Obenaus-Goloviants bestätigt. Insbesondere bei unspezifischen Beschwerden wie chronischen Schmerzen oder hormonellen Disbalancen sei dies ein Problem. „Viele Frauen berichten mir, dass sie von Arzt zu Arzt geschickt werden, ohne eine klare Diagnose oder gezielte Behandlung zu erhalten. Beschwerden werden oft als „normal“ abgetan – sei es als Stress, hormonelle Schwankungen oder die Wechseljahre. Ich erlebe immer wieder, dass Frauen gesagt wird, sie müssten mit bestimmten Symptomen einfach „leben“ oder „da durch“. Das hält die Medizinerin für falsch. „Jede Patientin – und übrigens auch jeder Patient – verdient es, ernst genommen zu werden. Wenn Beschwerden auftreten, sollten sie untersucht und behandelt werden.“