Raten zum Ratgeber von Desideria Care: Demenz-Experte Prof. René Thyrian, Désirée von Bohlen und Halbach (li.) und Nelli Hennig. © Susanne Sasse
München – Altern ist der größte Risikofaktor für Demenz – aber dennoch haben wir Möglichkeiten, unser Risiko zu verkleinern. Dies sagt Prof. René Thyrian vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE): „Es gibt verschiedene Risikofaktoren. Einige können wir nicht beeinflussen, zum Beispiel unser Alter. Aber andere sind durch unseren Lebensstil bestimmt. Wenn wir diese Risiken minimieren, können wir unser Demenzrisiko fast halbieren – anders ausgedrückt haben wir zu 45 Prozent im Griff, ob Demenz entsteht.“
Um unser Gedächtnis gesund zu halten, rät Thyrian zu einem aktiven und gesunden Lebensstil. „Das Gehirn bleibt am besten gesund, wenn es gefordert ist“, sagt er – und deshalb ist Bildung eine starke Waffe gegen Demenz. Geringe Bildung geht mit einem um 60 Prozent erhöhten Demenzrisiko einher.
Der Grund ist die sogenannte kognitive Reserve. Diese Reserve bezeichnet die Fähigkeit des Gehirns, Schäden, wie sie durch Demenz oder Alzheimer entstehen, auszugleichen. Menschen, die in geistig fordernden Berufen arbeiten oder eine höhere Bildung haben, steht eine größere Reserve zur Verfügung.
Weitere Risikofaktoren sind schlechtes Sehen und Schwerhörigkeit, zu wenig oder schlechter Schlaf, zu wenig Flüssigkeit und eine schlechte Ernährung. Im Alter rät Thyrian vor allem zu folgenden Präventionsmaßnahmen:
„Trinken Sie ausreichend und meiden Sie übermäßigen Alkoholkonsum. Ernähren Sie sich gesund und schlafen Sie ausreichend. Denn in der Nacht führt der Körper eine Art Reinigungsprogramm durch und spült quasi das Gehirn. Guter Schlaf beugt also auch Ablagerungen im Gehirn vor“, erklärt der Psychologe. Tagsüber sollte man dem Gehirn viel Stimulation gönnen, indem man immer wieder neue Sachen lernt, rät Thyrian: „Dabei ist es wichtig, die verschiedenen Sinne zu stimulieren: Hören Sie Musik oder lauschen den Vögeln, nutzen Sie Ihre Brille und kontrollieren Sie regelmäßig, ob sie noch die richtige Sehstärke hat.“
Besonders wichtig ist soziale Stimulation, das Pflegen von Freundschaften und Beziehungen und das Eingebunden-Sein. Thyrian: „Weniger soziale Unterstützung führt zu einem früheren Tod.“ Ideal sind Tätigkeiten in Gemeinschaft, die man als sinnstiftend empfindet: Während die einen gerne zusammen wandern, lieben andere es, Dinge zu schaffen, zu reparieren oder zu gestalten. Was man tut, ist letztlich egal, sagt Demenzexperte Thyrian „Machen Sie Dinge, die eine Bedeutung für Sie haben!“SUSANNE SASSE