Pro Minute filtern die Nieren einen Liter Blut. © Smarterpix
Berlin – Zehn Millionen Menschen sind hierzulande betroffen, die WHO sieht ein weltweites Volksleiden: in der Chronischen Nierenerkrankung. Die Chronische Nierenerkrankung wird Fachleuten zufolge zu selten erkannt – dies könnte sich nun verändern. Es brauche leicht umsetzbare Vorsorgeprogramme und Aufklärung in der Bevölkerung, sagte die Medizinerin Julia Weinmann-Menke. Die Leiterin der Klinik für Nephrologie, Rheumatologie und Nierentransplantation an der Mainzer Uniklinik äußerte sich anlässlich der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie.
Bewegen könne sich etwas, weil die Weltgesundheitsorganisation WHO die Chronische Nierenerkrankung im Frühjahr als globale Volkskrankheit eingestuft habe, so die Expertin. Hierzulande seien etwa zehn Millionen Menschen davon betroffen – doch im Alltag bemerke man die Krankheit meist nicht. So wisse in Deutschland nur ein Drittel aller Erkrankten, dass sie daran litten, von denen wiederum nur zwei Drittel in ärztlicher Behandlung waren. Immer wieder gebe es Fälle, in denen Menschen nach einem Monat mit Kopfschmerzen zu Fachmedizinern kämen – und sich herausstelle, dass sie seit mehreren Jahrzehnten nierenkrank seien und nun Dialyse bräuchten. Regelmäßige Untersuchungen der Nierenfunktion über Blut und Urin seien daher sinnvoll, ebenso wie Kontrollen von Blutdruck und Blutzucker. Medikamente gegen Bluthochdruck und Diabetes schützten auch die Niere, müssten also unbedingt regelmäßig eingenommen werden.
Auf die Nieren achtgeben
Erhöht sei das Risiko bei Diabetes-Patientinnen und -Patienten, Menschen mit Bluthochdruck oder Herzleiden, Personen, die eine problematische Schwangerschaft oder bereits ein Nierenversagen erlebt hätten oder von Nierenerkrankungen in der Familie wüssten. Für sie ist es laut Weinmann-Menke sinnvoll, einmal jährlich die Nierenwerte durch eine Blut- und Urinuntersuchung prüfen zu lassen. Es handle sich um eine Kassenleistung, auf die jede und jeder den eigenen Hausarzt ansprechen könne. Zudem wäre es wünschenswert, einen solchen Check-up ab 35 oder 45 Jahren vorsorgend durchzuführen.
Eine regelmäßige Diagnostik würde eine Zeitenwende nicht nur in der Nierenheilkunde bedeuten, sondern in der gesamten Medizin, sagte Weinmann-Menke. Das Organ spiele eine wichtige Rolle etwa für die Gefäßregulation, so dass gesunde Nieren auch Herzinfarkten und anderen schweren Krankheiten vorbeugen könnten. Zudem steuert die Niere den Säure-Basen-Haushalt des Körpers, die Blutdruckregulation und den Knochenstoffwechsel. Im frühen Stadium erkannt, lasse sich die Krankheit gut behandeln.