Häufig stecken sich Senioren bei Kindern mit Pneumokokken an – eine Impfung verhindert das. © Pfizer
München – Bei Kindern rufen Pneumokokken häufig eine Mittelohrentzündung hervor. Oft entwickeln die Kinder auch Fieber und Schnupfen. Bei Erwachsenen greifen die Bakterien häufig auch die Lungen an: Es kommt zu Lungenentzündungen. „Problematisch wird es dann, wenn diese Erkrankung nicht lokal auf die Lunge beschränkt bleibt, sondern invasiv wird“, warnt Prof. Dr. Andreas Rembert Koczulla. Der Chefarzt am Fachzentrum für Pneumologie der Schön Klinik Berchtesgadener Land erklärt: „Wenn die Bakterien in die Blutbahn gelangen und sich über den Körper verbreiten, spricht man von einer sogenannten invasiven Erkrankung. Dies kann besonders gefährlich sein und zu einer Hirnhautentzündung (Meningitis) oder Blutvergiftung (Sepsis) führen.“ Der Pneumokokken-Experte berichtet von 660 000 Fällen von Lungenentzündung, die pro Jahr in Deutschland durch Pneumokokken ausgelöst werden. Vor allem für die Generation 60 plus bedeuten Pneumokokken eine nicht zu unterschätzende Lebensgefahr: „Von den Betroffenen über 60-Jährigen, die mit einer durch Pneumokokken ausgelösten Lungenentzündung ins Krankenhaus eingewiesen werden, sterben fast 20 Prozent, insgesamt liegt die Sterblichkeit durch Pneumokokken bei über 60-Jährigen bei zwölf Prozent“, warnt der Mediziner.
Was Pneumokokken besonders bedrohlich macht: Eine Besiedlung im Nasen-Rachen-Raum kann auch ohne Krankheitssymptome bestehen und die Bakterien können so unwissentlich verbreitet werden. Kinder sind dabei die häufigsten Träger und Überträger. Erkranken Ältere, braucht es länger als bei jüngeren Erwachsenen, bis sie genesen. Zudem bleiben häufig körperliche Einschränkungen zurück: Diese können unterschiedliche Bereiche betreffen – unter anderem das zentrale Nervensystem, aber auch Gehör, Herz, Lunge, Niere und Gefäße. So kann es beispielsweise zu kognitiven Störungen, Verhaltensänderungen, Schwäche oder gar Hörverlust, aber auch zu Herzinfarkt, Abnahme der Lungenfunktion und chronischen Nierenerkrankungen kommen.
Eine Impfung schützt. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt eine einmalige Impfung gegen Pneumokokken für Personen ab 60 Jahren. Außerdem gilt die Empfehlung auch für Risikopatienten. Dazu gehören Menschen mit Immundefekten, sonstigen chronischen Erkrankungen sowie einem erhöhtem Risiko für eine Hirnhautentzündung (Meningitis) durch Pneumokokken. Übrigens: Auch bestimmte Berufsgruppen sind besonders gefährdet, insbesondere Menschen, die mit Metall arbeiten.
Ernüchternd ist die Tatsache, dass nur eine von vier Personen, für die eine Pneumokokken-Impfung empfohlen ist, tatsächlich geimpft ist. Laut Robert-Koch-Institut waren im Jahr 2024 rund 20 Prozent aller über 60-Jährigen in Deutschland geimpft – entsprechend sind 80 Prozent ungeimpft. Insgesamt sind bei den Über-18-Jährigen mit impfrelevanten Grunderkrankungen rund 23 Prozent geimpft. S. SASSE