Ausgerechnet ein Metzger rettete Stier Hugo

von Redaktion

Lothar Fornfett sollte das Tier erschießen, brachte es aber nicht übers Herz und adoptierte es

Beeindruckende Größe, aber sanftes Gemüt: Hugo liebt seinen Retter Lothar Fornfett. © Moritz Frankenberg/DPA

Peine – Kälbchen Hugo kam vor fünf Jahren mit verkürzten Sehnen zur Welt, konnte nicht stehen. Eine Operation hätte 350 Euro gekostet – zu viel Geld für den Bauern, der den Wert des Tieres auf 100 Euro taxierte. Also ruft er den Metzger. Doch Lothar Fornfett (68) kann es nicht übers Herz bringen, sagt immer wieder: „Nein, den schieße ich nicht tot.“ Schließlich ruft der Bauer genervt: „Dann schenke ich ihn dir!“

Ein Tierarzt operiert Hugos Sehnen, nach einiger Zeit springt das Kalb über Fornfetts Hof im Landkreis Peine (Niedersachsen), als habe es nie etwas anderes gekannt. Fornfetts damals fünf Jahre alte Enkelin Jana zieht das kastrierte Kalb mit der Flasche groß, die ganze Familie umsorgt das Tier. Es scheint unglaublich, dass ausgerechnet ein Metzger einem Tier das Leben rettet. Doch Fornfett, inzwischen im Ruhestand und früher selbstständig, sagt ganz klar: „Ich wollte nie Metzger werden.“ Sein Vater habe darauf bestanden. Mit 21 musste er die Metzgerei seiner Eltern übernehmen. Zu seinem Beruf sagt er: „Ich will keine Tiere umbringen – obwohl ich in meinem Leben über 20 000 Tiere töten musste.“ Heute ist der Ochse über zwei Meter groß, wiegt mehr als eine Tonne und lebt auf einer Weide mit sechs Jungrindern – er ist deren „Wachhund“. Denn: „Hunde und Wölfe mag er nicht.“ Anderswo gibt es spezielle Wolfszäune, Fornfett verlässt sich auf Hugo und dessen schiere Größe. Fest steht: „Hugo hat lebenslanges Wohnrecht“, so der ehemalige Metzger: „Sonst kriege ich Ärger mit meiner Familie.“

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