Die Kontaktlinse fürs Ohr in München im Test

von Redaktion

Die Hörkontaktlinse ist winzig. © Vibrosonic

Die Hörkontaktlinse wird direkt auf dem Trommelfell aufgelegt. Ein Klangprozessor und ein Gehörgangsmodul bringen den Schall zu ihr. © Vibrosonic

Für Musikliebhaberin Annette Must ist Hören essenziell.

München – Während herkömmliche Systeme einen Lautsprecher im Gehörgang platzieren, wird die Hörkontaktlinse direkt auf das Trommelfell gesetzt. Dort überträgt sie den Schall durch unmittelbare Stimulation. So kann ein besonders breites Klangspektrum übertragen werden, ohne den Gehörgang zu verschließen, sagt Dr. Karin Simeria, Hals-Nasen-Ohrenärztin aus München in der HNO-Medic-Praxis in Pasing. Sie ist einer der wenigen HNO-Ärztinnen in Deutschland, die die Hörkontaktlinse bereits bei Patienten angebracht haben. Das liegt daran, dass das neue System der Hörkontaktlinse, die wie ein kleiner Lautsprecher direkt auf dem Trommelfell liegt, noch nicht überall angeboten wird. Entwickelt wurde die technische Neuerung von der Firma Vibrosonic, die Wissenschaftler des Fraunhofer Instituts, und Ernst Dalhoff von der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde Tübingen gegründet haben. Getestet wird das System derzeit an den Unikliniken Oldenburg und Tübingen sowie in München durch Dr. Karin Simeria. Die Platzierung der Hörkontaktlinse erfolgt ohne Operation.

„Die Hörkontaktlinse ahmt das natürliche Hören nach und wird mit einer Ölemulsion direkt auf dem Trommelfell aufgebracht“, erklärt die HNO-Ärztin. Bei einem Hörgerät ist immer ein rund 1,5 bis 2 Zentimeter großer Spalt zwischen Gerät und Trommelfell, da der Lautsprecher im Gehörgang sitzt. „In diesem Zwischenraum verliert man Schall“, sagt sie, das sei bei der Hörkontaktlinse anders, da diese direkt das Trommelfell in Schwingungen bringt und deshalb ein besseres Hörerlebnis gewährleiste. Die Hörkontaktlinse werde jeweils individuell für den jeweiligen Patienten hergestellt, jede Linse sei ein Unikat. Wegen unterschiedlicher Anatomie von Gehörgang und unterschiedlichem Hörvermögen sei nicht jeder Patient geeignet. Die Hörkontaktlinse ist in der Lage, Klänge im gesamten hörbaren Frequenzbereich von unter 80 Hertz bis zu zwölf Kilohertz zu verstärken.

Anders als bei der Anschaffung eines Hörgeräts, bei dem die Kosten auf einmal anfallen, ist die Hörkontaktlinse über die Jahre etwa so teuer wie ein Premiumhörgerät – weil jedes Jahr Kosten anfallen. Derzeit sind es 400 Euro pro Linse und Jahr. Die Linsen müssen von Zeit zu Zeit ausgetauscht werden, da das Öl, auf dem sie auf dem Trommelfell aufliegt, an Haftkraft verliert. SUSANNE SASSE

Artikel 3 von 5