Ablagerungen in den den Koronararterien können zu Gefäßverschlüssen und einem Herzinfarkt führen. © Foto: Mauritius
Warnsignale ernst nehmen – bei sich selbst und beim Partner: Wenn der Verdacht auf einen Herzinfarkt besteht, sollte man sofort die Notrufnummer 112 wählen. © Foto: Panthermedia/fizkes
München – Die Koronare Herzkrankheit ist tückisch. Wenn die Betroffenen erste Symptome spüren, dann hat die Erkrankung oft schon über Jahre unbemerkt das Herz geschädigt – genauer gesagt die Herzkranzgefäße, die den Herzmuskel mit Sauerstoff versorgen. Bei der KHK bilden sich gefährliche Ablagerungen in den Gefäßen, sogenannte Plaques. Sie können die Koronararterien verengen und im schlimmsten Fall ganz verschließen. So entsteht ein Herzinfarkt.
Seit Jahrzehnten bemühen sich Herzspezialisten, mehr Menschen für die Gefahr eines solchen Gefäß-GAUs zu sensibilisieren. Sie haben einiges erreicht, aber es gibt noch viel zu tun – denn viele Herztote könnten noch leben: „Obwohl die Sterblichkeit durch die KHK und den Herzinfarkt in den vergangenen Jahrzehnten drastisch gesenkt werden konnte, ist der Handlungsdruck – besonders in der Prävention – angesichts der über eine halbe Million Krankenhausaufnahmen und rund 120 000 Todesfälle pro Jahr enorm“, betont der Prof. Heribert Schunkert, Chef-Kardiologe im Deutschen Herzzentrum München und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. Die renommierte Patientenorganisation informiert im Rahmen ihrer Herzwochen im November über die KHK. An der Aufklärungskampagne beteiligen sich Kliniken, niedergelassene Kardiologen, Krankenkassen und Betriebe. Infos zu Patienten-Seminaren, Online-Vorträgen, Telefonaktionen und Ratgeber-Angeboten sind unter der Internetadresse herzstiftung.de/herzwochen abrufbar oder per Tel. (069) 95 51 28-400 erhältlich.
Um eine KHK zu vermeiden oder zumindest rechtzeitig zu erkennen, warnt die Herzstiftung insbesondere vor Bluthochdruck, hohen LDL-Cholesterinwerten, Übergewicht, Diabetes und Rauchen. Diese „Big Five“-Risikofaktoren schädigen über viele Jahre hinweg auf unterschiedliche Weise Herz und Gefäße – manche lange im Stillen wie Bluthochdruck und hohes LDL-Cholesterin. „Das Schlimme ist, sie multiplizieren sich in ihrer Wirkung“, erläutert Kardiologe Schunkert. Zudem sei die erbliche Veranlagung nicht zu unterschätzen. So kann ein Herzinfarkt eines nahen Verwandten wie Mutter, Vater, Bruder oder Schwester immer ein Grund sein, um Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen. Fakt ist auch: Viele Herzinfarkte werden zu spät erkannt. Deshalb ist es sehr wichtig, unter anderem auf folgende Symptome zu achten und sofort den Rettungsdienst unter der Telefonummer 112 zu informieren:
Plötzlich einsetzende starke Schmerzen, die länger als fünf Minuten in Ruhe anhalten und die überwiegend im Brustkorb oder häufig auch ausschließlich hinter dem Brustbein auftreten.
Schmerzen, die in Arme (meist links), Oberbauch, Rücken, Hals, Kiefer oder Schulterblätter ausstrahlen.
Massives Engegefühl, heftiger Druck oder ein sehr starkes Einschnürungsgefühl im Brustkorb (oft beschrieben als „Elefant auf der Brust“).
Heftiges Brennen im Brustkorb (Achtung: Verwechslungsgefahr mit Sodbrennen!).
Unterschiede bei Frauen und Männern
Bei den Alarmsignalen sollte man auch auf Unterschiede zwischen den Geschlechtern achten, betont die Deutsche Herzstiftung. So nehmen vor allem Frauen eher ein Engegefühl wahr. Bei ihnen strahlt der Schmerz hauptsächlich in den Rücken und in den Oberbauch aus. Deshalb halten manche Frauen bei einem Herzinfarkt diese Beschwerden irrtümlich für Magenschmerzen.
Außerdem können Frauen häufiger als Männer weitere Symptome wie Atemnot, Übelkeit oder Erbrechen, Schwitzen, Benommenheit oder Schwindel sowie unerklärliche Müdigkeit verspüren. „Frauen, ältere Menschen und Diabetiker zeigen diese ,untypischen‘ Symptome besonders häufig. Das erschwert die Diagnose oftmals und verszögert sie. Je älter die Person mit Herzinfarkt, desto weniger ausgeprägt kann der typische Brustschmerz sein“, erklärt Schunkert.