Prof. Timo Grimmer und Dr. Ricarda Böhle prüfen die Infusion mit Donanemab. © TUM-Klinikum/Kathrin Czoppelt
München – Seit Kurzem sind in Deutschland zwei Medikamente erhältlich, die zur Behandlung von Alzheimer im Frühstadium vorgesehen sind. Das Arzneimittel Donanemab, vertrieben unter dem Handelsnamen Kisunla, ist erst seit 1. November in Deutschland verfügbar und kam sofort am TUM Klinikum zum Einsatz. Wie das vor zwei Monaten erstmals eingesetzte Lecanemab (Handelsname Leqembi) kann auch Donanemab das Fortschreiten der Erkrankung bei 18 Monaten Behandlung um bis zu ein halbes Jahr verzögern. Anders als Lecanemab muss es dazu aber nur einmal monatlich angewendet werden – mit Aussicht auf ein Therapieende nach maximal eineinhalb Jahren.
„Ich freue mich sehr, dass nach Jahrzehnten ohne Fortschritte in der medikamentösen Therapie der Alzheimer-Krankheit nun bereits zwei verlaufsverzögernde Wirkstoffe für Patientinnen und Patienten mit früher Demenz zur Verfügung stehen“, sagt Prof. Timo Grimmer, Leiter der Ambulanz für Neurokognitive Erkrankungen am TUM-Klinikum.
Bereits in der vergangenen Woche wurden zwei Patienten am TUM-Klinikum mit Donanemab behandelt. „Eventuell ist die Wirkung von Donanemab minimal stärker“, sagt Prof. Grimmer. „Dafür kommt es möglicherweise etwas öfter zu Nebenwirkungen.“ Bei beiden Wirkstoffen zählen dazu Schwellungen und Mikroblutungen im Gehirn. Die Herausforderung werde daher künftig darin bestehen, die für den einzelnen Patienten individuell beste Wahl des Medikaments zu treffen.
Wirkstoff baut krankhafte Ablagerungen im Hirn ab
Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Demenzerkrankung: Etwa zwei Drittel der rund 1,8 Millionen Betroffenen in Deutschlandleiden an dieser fortschreitenden neurodegenerativen Erkrankung, die nach wie vor nicht heilbar ist. Donanemab und Lecanemab sind aber die ersten Medikamente, die den geistigen Abbau verzögern können: Bei beiden Wirkstoffen handelt es sich um sogenannte monoklonale Antikörper. Moleküle also, wie sie auch das menschliche Immunsystem einsetzt, um z.B. Bakterien und Viren erkennen und abbauen zu können. Statt gegen Krankheitserreger richten sich Donanemab und Lecanemab allerdings gegen sogenannte Beta-Amyloide. Das sind Eiweiße, die Verklumpungen im Gehirn von Menschen mit Alzheimer bilden können und dadurch Nervenzellen schädigen. Donanemab und Lecanemab sollen diese Verklumpungen reduzieren. Beide Medikamente können den Verlauf der Erkrankung um rund 30 Prozent verzögern – und damit auch den geistigen Abbau bremsen.