Warnsignal hoher Blutzucker

von Redaktion

Wie man eine drohende Erkrankung frühzeitig erkennt und aufhält

Warnsignal hoher Blutzucker ist erschienen bei Trias und kostet 22 Euro. © Trias

Erhöhte Blutzuckerwerte kann man in den Griff bekommen und so Typ-2-Diabetes verhindern, sagt Experte Prof. Karsten Müssig. © Smarterpix

München/Harderberg – Es lohnt sich immer, gegen zu hohe Blutzuckerwerte anzugehen und einen sich entwickelnden Diabetes einzubremsen. Dies sagt Prof. Karsten Müssig, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie und Diabetologie am Franziskus-Hospital Harderberg der Niels-Stensen-Kliniken. Der Leitlinienbeauftragte der Deutschen Diabetes Gesellschaft erklärt gemeinsam mit zwei Expertinnen in seinem neuen Buch „Warnsignal hoher Blutzucker“, wie man seinen Blutzuckerwert im Normalbereich hält. Im Interview mit unserer Zeitung macht er Mut:

Gibt es Warnsignale für hohen Blutzucker?

Die häufigsten Warnsignale für hohen Blutzucker sind exzessiver Durst, häufiges Wasserlassen, Müdigkeit, verschwommenes Sehen, Hunger und trockene Haut.

Wie sieht man hohe Zuckerwerte an den Blutwerten?

Ein hoher Blutzucker lässt sich durch verschiedene Bluttests feststellen: vor allem durch Nüchternblutzucker, den Langzeitblutzucker HbA1c und den oralen Glukosetoleranztest (OGTT) beziehungsweise Zuckerbelastungstest.

Ein hoher Nüchternblutzucker, zu hohe Werte nach dem Essen oder ein hoher HbA1c-Wert können auf Prädiabetes oder Diabetes hinweisen. Als gesund gelten ein normaler HbA1c-Wert und Blutzuckerwerte im Bereich von 70 bis 100 mg/dl, bei dieser Maßeinheit wird der Anteil der Zuckermoleküle in einem bestimmten Volumen gemessen. International verwendet man eher die Maßeinheit mmol/l, hier gelten Werte von 3,9 bis 5,6 mmol/l als gesund. Ein Zuckerwert über 200 mg/dl (11,1 mmol/l) nach zwei Stunden oder mehr ist ein starker Hinweis auf Diabetes. Bei gesunden Menschen reicht der übliche Gesundheits-Check-up einmalig ab 18 Jahren und ab 35 Jahren alle drei Jahre aus. Bei Menschen mit erhöhtem Diabetesrisiko etwa wegen naher Angehöriger mit Typ-2-Diabetes, Übergewicht, Herzkreislauferkrankungen und stark erhöhtem Blutdruck sollte der Blutzucker mindestens einmal jährlich oder häufiger kontrolliert werden.

Wie entsteht Prädiabetes?

Prädiabetes entsteht, wenn der Körper Insulin nicht mehr richtig nutzt und der Blutzuckerspiegel über längere Zeit hinweg höher ist als normal, aber noch nicht im diabetischen Bereich. Der Zustand kann durch genetische Faktoren, Übergewicht, Bewegungsmangel und eine ungesunde Ernährung begünstigt werden. Früherkennung und rechtzeitige Änderungen des Lebensstils können helfen, den Übergang zu Diabetes zu verhindern.

Was passiert im Körper?

Werden Zellen insulinresistent, dann wird der Blutzucker nicht mehr effizient in die Zellen aufgenommen. Die Bauchspeicheldrüse produziert daraufhin mehr Insulin, doch langfristig kann sie den Blutzucker nicht mehr ausreichend regulieren. Ein chronisch erhöhter Blutzuckerspiegel führt zu Entzündungen, die die Blutgefäße, Nerven, Netzhaut und Nieren schädigen können, aber die man anfangs oft nicht bemerkt. Dies erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nervenschäden, Schäden an der Netzhaut der Augen und zu Schäden an den Nieren.

Wie lange hat man Zeit, das Ruder herumzureißen?

Die gute Nachricht ist: Prädiabetes ist umkehrbar! Je früher man mit den Veränderungen beginnt, desto besser sind die Chancen, die Entwicklung von Typ-2-Diabetes zu verhindern oder zumindest hinauszuzögern. Mit den richtigen Maßnahmen kann man den Blutzucker wieder in den normalen Bereich bringen und das Risiko für langfristige gesundheitliche Schäden minimieren.

Was kann man selbst tun?

Man sollte auf gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, Gewichtsreduktion und Stressabbau setzen. Schon eine moderate Änderung des Lebensstils kann helfen, den Blutzucker zu stabilisieren und das Risiko für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes erheblich zu senken. Der Schlüssel ist, frühzeitig zu handeln und diese Änderungen nachhaltig in den Alltag zu integrieren. Aber umgekehrt ist es auch nie zu spät! Auch ein bereits bestehender Typ-2-Diabetes lässt sich durch gezieltes Handeln zurückdrängen. Dies zeigte die DIRECT-Studie aus Großbritannien eindrucksvoll: Fast die Hälfte der Teilnehmer mit Typ-2-Diabetes erreichten durch eine kalorienreduzierte Diät, Gewichtsreduktion und Lebensstiländerungen nach einem Jahr, dass ihr Blutzucker ohne Medikamente im Normalbereich blieb.

SUSANNE SASSE

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