Plötzlich blind! Was fehlt Cleo?

von Redaktion

Medizinischer Notfall: Jede fünfte Katze ist gefährdet – schnelle Hilfe in Tierklinik

Tierärztin Dr. Natalie Sindern. © Photogenika.de

In der Klinik wird Blutdruck gemessen. © Dr. Isa Foltin

Warum kann Cleo auf einmal nichts mehr sehen? Die Katze wird in der Tierklinik Ismaning untersucht. Gerade bei älteren Katzen sollte regelmäßig Blutdruck gemessen werden. © Dr. Isa Foltin

München – Von einen auf den anderen Moment wurde Katze Cleo zum Notfall! Alles ging rasend schnell: Erst Erbrechen, dann plötzlicher Sehverlust. Die zwölfjährige Wohnungskatze wirkte desorientiert, reagierte kaum noch auf Bewegungen oder Ansprache. Ihre besorgten Besitzer brachten sie sofort in die Notaufnahme der Tierklinik Ismaning.

Dort diagnostizierte die behandelnde Tierärztin Dr. Natalie Sindern eine durch Bluthochdruck verursachte Netzhautschädigung (Hypertensive Retinopathie). Cleos Blutdruck lag bei dramatischen 250 mmHg. Schon Werte über 160 mmHg gelten bei Katzen eigentlich als kritisch. Nur durch die sofortige Gabe eines Blutdrucksenkers konnte eine vollständige Erblindung Cleos verhindert werden.

Dr. Natalie Sindern ist seit 2018 Tierärztin im internistischen Team der Tierklinik. Ihr Schwerpunkt ist die Kardiologie. Sie weiß aus Erfahrung, dass viele Katzenbesitzer nicht darüber informiert sind, dass Bluthochdruck bei den Tieren auftreten kann und meist ohne Symptome verläuft, aber zu schweren Folgeschäden führen kann. Gerade bei alten Tieren steigt das Risiko deutlich an.

„Bluthochdruck verläuft bei Katzen zunächst aber auch oft symptomlos. Das macht ihn so tückisch“, betont Dr. Sindern. Vor allem die Augen, das Herz, die Nieren und die Lungen können geschädigt werden. Deshalb empfiehlt Tierärztin Dr. Sindern, den Blutdruck bei gesunden Katzen ab etwa sieben Jahren routinemäßig jährlich messen zu lassen – am besten im Rahmen eines Gesundheitschecks mit Blutbild, Nierenwerten und ggf. Schilddrüsenprofil. Besonders bei erhöhten Nierenwerten ist die Messung wichtig, da Bluthochdruck sowohl Ursache als auch Folge von Nierenerkrankungen sein kann. Auch andere Erkrankungen wie Schilddrüsenüberfunktion, Diabetes oder eine Herzerkrankung stehen oft in engem Zusammenhang mit Bluthochdruck.

Um verlässliche Werte zu erhalten, wird in der Tierklinik Ismaning beim Blutdruckmessen auf eine besonders stressarme Umgebung geachtet: Die Messung erfolgt in einem speziell eingerichteten, katzenfreundlichen Raum – ruhig, hundefrei und abseits des Trubels. Die Katze darf sich dort zunächst 10 bis 15 Minuten beruhigen und akklimatisieren. Erst danach erfolgt die Blutdruckmessung – in der Regel mindestens fünfmal hintereinander, um verlässliche Durchschnittswerte zu ermitteln. Die Anwesenheit der Bezugsperson sorgt zusätzlich für Entspannung.

Wird ein erhöhter Blutdruck festgestellt, hängt die Therapie von der Höhe der Werte und dem allgemeinen Gesundheitszustand ab. In der Regel erfolgt die Behandlung mit Amlodipin, einem Calciumkanalblocker. Ein bis zwei Wochen nach Therapiebeginn wird der Blutdruck erneut kontrolliert. Cleo hat sich inzwischen übrigens gut erholt und ihre Sehfähigkeit ist zumindest teilweise stabil geblieben.ANDREA OBELE

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