Endlich wieder durchschlafen!

von Redaktion

OP am LMU Klinikum: Der Eingriff, den Dr. Patrick Keller durchführte, war erfolgreich. © LMU Klinikum Großhadern

Nachts ständig wach: Wer immer wieder auf die Toilette muss und deshalb keine Ruhe findet, sollte sich ärztlichen Rat holen, da der Harndrang ein Anzeichen für eine Prostatavergrößerung sein kann. © Smarterpix

München – Wenn der Schlaf ständig unterbrochen wird, weil man nachts mehrmals zur Toilette muss, leidet nicht nur die Nachtruhe – auch die Lebensqualität sinkt spürbar. Viele ältere Menschen kennen dieses Problem: Sie schlafen ein, wachen aber nach wenigen Stunden wieder auf – mit dem Gefühl, dringend zur Toilette zu müssen. „Besonders bei Männern ist der nächtliche Harndrang ein häufiges Anzeichen für eine gutartige Prostatavergrößerung“, erklärt Professor Christian Stief, Direktor der Urologie im LMU Klinikum. „Die Gewebewucherung kann so groß werden, dass sie die Harnröhre einengt und auf die Blase drückt. Dadurch wird die Blase gereizt – die Betroffenen müssen häufig zur Toilette – andererseits fällt ihnen das Wasserlassen schwerer, weil der Urin schlecht abfließen kann.“

Männer müssen im Alter oft raus

Mit zunehmendem Alter wächst die Prostata – das ist ganz normal. „Bis etwa zum 35. Lebensjahr verändert sich das Volumen der Prostata kaum. Danach beginnt sie kontinuierlich zu wachsen“, sagt Stief. „Viele Patienten haben besonders morgens oder auch nachts Probleme. Sie müssen oft raus und richtig nachdrücken, um ihre Blase zu entleeren.“ Das Problem: Wenn die Prostata die Harnröhre zusammendrückt, bleibt nach dem Wasserlassen oft Restharn in der Blase zurück. Dadurch entsteht schnell wieder das Gefühl, „müssen zu müssen“ – obwohl die Blase nie ganz leer ist. „Das ist ein Zeichen dafür, dass die Blase die Einengung der Harnröhre nicht mehr überwinden kann“, erklärt Stief. Wird das ignoriert, kann sich Urin bis in die Nieren stauen und langfristig Schaden anrichten. Manchmal können Medikamente helfen, die Prostata zu entspannen und die Harnröhre zu erweitern. „All diese Medikamente sind gut verträglich und verursachen nur sehr selten Nebenwirkungen“, sagt Stief. Wenn sie nicht mehr ausreichen, helfen minimalinvasive Verfahren wie die Wasserdampfablation oder die PAE („Prostata-Arterien-Embolisation“), die die Drüse gezielt schrumpfen lassen. „Diese Verfahren können unter Schonung aller sexuellen Funktionen eine Verbesserung des Wasserlassens erzielen“, so Stief. Als ebenso minimalinvasive, allerdings operative durchgeführte Option kommt die Laserenukleation der Prostata (z.B. HoLEP oder ThuLEP) infrage, bei der überschüssiges Gewebe schonend über die Harnröhre entfernt wird.

Harndrang bei Frauen

Auch viele Frauen klagen im Alter über nächtlichen Harndrang. Die Ursachen sind meist andere: Eine Beckenbodenschwäche nach Schwangerschaften oder in den Wechseljahren, hormonelle Veränderungen oder eine überaktive Blase. Durch die nachlassende Spannkraft der Beckenbodenmuskulatur können kleine Mengen Urin in die Harnröhre gelangen – das Blasenzentrum im Gehirn reagiert darauf mit einem Signal „Blase voll!“, auch wenn das gar nicht stimmt.

Mediziner empfehlen hier gezieltes Beckenbodentraining, pflanzliche Präparate mit Kürbissamen oder Cranberry, und – falls nötig – Medikamente, die den Blasenmuskel beruhigen.

Wann man zum Arzt gehen sollte

Ein- bis zweimal pro Nacht auf die Toilette zu müssen, ist ab einem gewissen Alter völlig normal – vor allem, wenn man spät noch trinkt oder wassertreibende Medikamente einnimmt. Doch wenn der Schlaf regelmäßig mehrmals pro Nacht unterbrochen wird, der Urinfluss schwach ist oder Brennen beim Wasserlassen auftritt, sollte man ärztlichen Rat einholen. Urologe Stief warnt: „Wenn man nichts dagegen unternimmt, kann die vergrößerte Prostata immer stärker auf die Blase drücken. Das führt dazu, dass die Blase überfordert ist, sich entleert, und schließlich auch die Nieren geschädigt werden können.“

Bei Frauen gilt: Wenn häufiges Wasserlassen mit unwillkürlichem Urinverlust, Druckgefühl im Becken oder Schmerzen einhergeht, sollte eine gynäkologische oder urologische Abklärung erfolgen – auch, um Entzündungen oder hormonelle Ursachen auszuschließen.

Erfolgreiche Operation

Zehn Jahre lang ging Helmut F. (76, Name geändert) regelmäßig zur urologischen Vorsorge. Doch vor zwei Jahren wurde der Alltag für ihn mühsam: „Ich musste ständig aufs Klo, auch nachts. Die Abstände wurden immer kürzer.“ Medikamente halfen nicht. Erst sein neuer Arzt riet zur OP. „Ich bin noch im Vertrieb unterwegs, viel im Auto. Ich habe meine Touren nach Rastplätzen geplant. Das war furchtbar lästig.“

Schließlich ließ er sich im LMU Klinikum in Großhadern von Dr. Patrick Keller operieren – minimalinvasiv per HoLEP-Laserverfahren, bei dem überschüssiges Gewebe entfernt wird. „Die OP verlief problemlos. „Keine Komplikationen, kaum Schmerzen“, erzählt er. Heute ein paar Monate nach dem Eingriff ist er erleichtert. „Ich kann wieder durchschlafen, brauche keine Windeln mehr und plane mein Leben nicht mehr nach Toiletten. Es ist ein völlig neues Lebensgefühl.“ Sein Tipp: „Geht rechtzeitig zum Urologen. Man kann wirklich etwas tun.“

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